Skandinavische Gesellschaften für Sexualforschung - Erklärung zur Beschneidung von Jungen

Helsinki, 10 Oktober 2013

Die folgende Erklärung zur nicht-therapeutischen Beschneidung von Jungen wurde von den Vorsitzenden der sechs nationalen Mitgliedsorganisationen der Nordic Association for Clinical Sexology (NACS) in Zusammenhang mit ihrem jährlichen Treffen vom 3. bis 6. Oktober 2013 in Albourg, Dänemark vereinbart.

Nordic Association for Clinical Sexology

ERKLÄRUNG ZUR NICHT-THERAPEUTISCHEN BESCHNEIDUNG VON JUNGEN

Die Vorhaut des Penis ist ein natürlicher und integraler Bestandteil der normalen männlichen Genitalien. Die Vorhaut besitzt eine Anzahl wichtiger schützender und sexueller Funktionen. Sie schützt die Eichel vor körperlichen Schäden und trägt zur natürlichen Funktionsweise des Penis während der sexuellen Aktivität bei. Alte historische Berichte und neue wissenschaftliche Belege lassen wenig Zweifel daran, dass während der sexueller Aktivität die Vorhaut eine funktionales, und hoch sensitive, erogene Struktur ist, die fähig ist ihrem Besitzer und dessen potentiellem Partner sexuelles Vergnügen zu bereiten.

Als klinische Sexualforscher, sind wir besorgt über die menschenrechtlichen Aspekte, die mit der Praxis der nicht-therapeutischen Beschneidung kleiner Jungen assoziiert sind. Einem Jungen mit normalen, gesunden Genitalien die Penisvorhaut abzuschneiden, raubt ihm das Recht erwachsen zu werden und seine eigene informierte Entscheidung zu treffen.

Sofern keine zwingenden medizinischen Gründe bestehen zu operieren, bevor ein Junge ein Alter und ein Maß an Reife erreicht, in dem er fähig ist seine informierte Zustimmung zu geben, sollte die Entscheidung das Aussehen, die Sensitivität und Funktionalität des Penis zu verändern, seinem Besitzer überlassen bleiben, sodass seine grundlegenden Rechte auf Schutz und körperliche Unversehrtheit gewahrt bleiben.

Das Recht auf körperliche Unversehrtheit einer jeden Person geht Hand in Hand mit ihrer oder seiner sexuellen Selbstbestimmung. Durch die Unterzeichnung dieser Erklärung unterstützen wir die Resolution vom 30. September 2013, die von den Kinder-Ombudsmännern der nordischen Länder verabschiedet wurde, und die Resolution vom 1. Oktober 2013, die von der Parlamentarischen Versammlung des Europarates verabschiedet wurde, in der Regierungen dazu aufgefordert werden, notwendige Maßnahmen zu treffen um die körperliche Unversehrtheit von Kindern mit Hinsicht auf nicht-therapeutische Genitaloperationen zu schützen.

Helsinki, 10. Oktober 2013

Maaret Kallio
Vorsitzende der Nordic Association for Clinical Sexology

Stellvertretend für alle sechs Mitgliedsorganisationen:

Die Finnische Gesellschaft für Sexologie
Die Norwegische Gesellschaft für klinische Sexologie
Die Dänische Gesellschaft für klinische Sexologie
Die Schwedische Gesellschaft für klinische Sexologie
Die Isländische Sexologie-Gesellschaft
Die Estnische akademische Gesellschaft für Sexologie

(Kontakt: Maaret Kallio; Maaret.Kallio(at)vaestoliitto.fi
(Kontakt: Elsa Almås; elsa.almas(at)uia.no)
(Kontakt: Inger Bugge; psykolog(at)ingerbugge.dk)
(Kontakt: Suzann Larsdotter; suzann(at)svensksexologi.se)
(Kontakt: Sigga Dögg Arnardottir; sigga(at)siggadogg.is)
(Kontakt: Paul Korrovits; paul.korrovits(at)kliinikum.ee)


Die originale Standpunkterklärung der Nordic Association for Clinical Sexology in englischer Sprache finden sie hier: