Psychologische Aspekte der Beschneidung

In medizinischen Kreisen galt die mit Beschneidung männlicher Neugeborener-wie auch älterer Kinder- als psychologisch und emotional harmlos. Es wurde angenommen, dass neugeborene Säuglinge nur ein „schlecht entwickeltes“ neurologisches System hätten und keinen Schmerz fühlen könnten, oder falls doch, sie sich später nicht daran erinnern würden. Gemäß dieser medizinischen Lehrmeinung, konnte die Erfahrung der neugeborenen Beschneidung oder die Beschneidung im Kindesalter niemals einen bleibende Auswirkung auf das Kind haben und das Kind auch nicht traumatisieren. Diese abenteuerliche Behauptungen waren zu keiner Zeit evidenzbasierten Aussagen. Tatsächlich wurden bereits in den 1920er Jahren Beweise veröffentlicht, dass Jungen durch ihre Beschneidung traumatisiert werden konnten und bereits in den 1890ern wurde darauf verwiesen, dass die meisten Jungs es vorziehen würden nicht beschnitten zu werden und deshalb sehr wahrscheinlich wütend und unglücklich wären, wenn man sie beschneidet.

Wie sehr sensibel selbst sehr kleine Jungs auf jedwede Eingriffe an ihren Penis reagieren können, wurde in einem 1945 veröffentlichten Paper von David Levy offenbart. Er war ein Psychiater, der Kinder mit psychologischen und verhaltensbezogenen Problemen behandelte. In vielen Fällen fand er heraus, dass ihre Schwierigkeiten Folge einer Operation im frühen Kindheits-oder Säuglingsalter waren, und dass Operationen am Penis mit besonders großer Wahrscheinlichkeit psychologische, emotionale wie auch körperliche Narben hinterlassen.

  • Die Psychologische Auswirkung der Beschneidung

    Ein Review-Artikel des US-amerikanischen Psychologen Ronald Goldman über die psychologischen Auswirkungen der Beschneidung von Säuglingen und Kleinkindern, veröffentlicht im bedeutenden British Journal of Urology International. Ronald Goldman ist einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der psychologischen Aspekte der Beschneidung.

  • Männliche Beschneidung Schmerz, Trauma und Psychosexuelle Folgen

    Dieser umfangreiche Artikel erläutert –neben den sexuellen Folgen der Beschneidung– die psychologischen und neurologischen Folgen dieses Eingriffes. Der Artikel trägt Erkenntnisse über die unterschiedlichen (neurologischen, körperlichen und sexuellen) Auswirkungen der Beschneidung zusammen und stellt diese in den Zusammenhang 

  • Beschneidung im Kindesalter: Psychische Langzeitfolgen

    Eine kurze Studie von James R. Robertson über die psychischen Langzeitfolgen von Beschneidungen im Kindesalter. Die Studie wurde während des Ersten Internationalen Symposiums Zur Beschneidung (First International Symposium on Circumcision) 1989 in Anaheim, Kalifornien vorgestellt.

Der alte Glaube, dass Kinder, besonders jüngere Kinder, sich später nicht mehr an medizinische Eingriffe wie Beschneidungen, die sie in jungen Jahren durchmachen müssen, erinnern würden, genauso wie die Vorstellung, dass Säuglinge keinen Schmerz fühlen könnten, gelten heute als überkommen und widerlegt.

Auch war früher der Glaube weit verbreitet, dass die Vorhaut keine besondere Struktur und keine nützliche Funktion hätte; und dass der Patient deshalb später niemals ihren Verlust bedauern würde.

  • Die Vorstellung, dass kein Patient jemals seine Beschneidung bedauern würde, ist und war zu keiner Zeit gerechtfertigt.

Heute liegen genügend Beweise aus der medizinischen Wissenschaft vor, um mit Sicherheit sagen zu können, dass die männliche Beschneidung psychologische Veränderungen verursacht. Das Trauma dieser Erfahrung kann großes psychisches Leid und schwere psychische Schäden verursachen. Auch kann die Beschneidung schädigende psychische Langzeitauswirkungen im späteren Leben haben. Jedoch wurden die spezifischen neurologischen, psychologischen und verhaltensbezogenen Veränderungen infolge eines frühen Genitaltraumas bislang nicht ausführlich untersucht. Weitere Forschungsarbeit ist notwendig um diese Veränderungen genauer und in ihrem vollem Umfang zu analysieren.