Vorhautentwicklung vor der Adoleszenz bei 2149 Jungen

TENG-FU HSIEH, CHAOG-HSIAN CHANG, SHIH-SAN CHANG

Shih San Chang md, Department of Urology, China Medical University Hospital, No. 2, Yu-Der Road, Taichung City 404, Taiwan. Email: cmuhgu(at)pchome.com.tw

Auszug

Hintergrund: Wir untersuchten die äußeren Genitalien von 2149 Grundschuljungen im suburbanen Gebiet von Taichung in Taiwan um ein Verständnis der Vorhautentwicklung vor der Adoleszenz zu erlangen.

Methoden: Die Studienteilnehmer bestanden aus 692 Erstklässler, 725 Viertklässler, und 732 Siebentklässler. Der Zustand der Vorhaut wurde klassifiziert als: Typ I (normale Vorhaut), Typ II (Verklebung der Vorhaut), Typ III (teilweise Phimose), Typ IV (Phimose) und Typ V (beschnittene Vorhaut). Andere Anomalitäten der Genitalien wurden auch vermerkt. Alle der Untersuchungen wurden von dem selben Urologen durchgeführt.

Resultate: Die Inzidenz der Typ I Vorhaut betrug 8. 2% bei den Erstklässlern, 21.0% bei den Viertklässlern, und 58.1% bei den Siebentklässlern. Die Inzidenz der Typ IV Vorhäuten betrug 17.1% bei Erstklässlern, 9.7% bei den Viertklässlern, und 1.2% bei den Siebentklässlern. Nur ein Junge hatte eine Balanoposthitis. Andere Abnormalitäten umfassten Leistenbruch (n = 2), Wasserbruch (n = 12), Kryptorchismus (n = 8), Varikozele (n = 22), und subcoronare Hypospadie (n = 1).

Schlussfolgerungen: Die Physiologische Phimose geht mit zunehmenden Alter zurück. Die meisten Jungen mit Phimose in dieser Studie bedurften keiner Behandlung.

Einführung

Die Vorhaut ist eine einfache Hautfalte, die aus einer äußeren keratinisierten Schicht und einer inneren Schleimhaut-Schicht besteht, die den Präputialraum begrenzt.1,2  Die Vorhaut soll vorwiegend die Eichel schützen. Sie ist bei der Geburt ausnahmslos nicht-zurückziehbar, aber dieser Zustand ist vorübergehend und löst sich bei fast allen Jungen.3

Die Neugeborenenbeschneidung ist in einigen westlichen Ländern weit-verbreitet, in den östlichen Ländern jedoch selten.4-6 Es gibt viele unbeschnittene Jungen in Taiwan und einige ihrer Eltern sind besorgt über deren nicht-zurückziehbare Vorhaut. Die Sorge dieser Eltern verstärkt sich, wenn die Jungen in der Schule sind und beschnittene Klassenkameraden haben. Obwohl viele Autoren darauf hinweisen, dass eine routinemäßige Beschneidung nicht notwendig ist, 7,8 wurden in der letzten Zeit keine Studien veröffentlicht, die sich auf die Vorhautentwicklung bei Schuljungen fokussieren. In der vorliegenden Studie untersuchten wir die Vorhaut und die äußeren Genitalien von 2149 Schuljungen um aktuelle Informationen über die Vorhautentwicklung in dieser Population bereitstellen zu können.

Methoden

Unsere Institution bietet jährlich primäre Gesundheitsuntersuchungen für Schüler der ersten Klasse, der vierten Klasse, und der siebenten Klasse in Dali und Tanzih - beides Vororte von Taichung, Taiwan. Als wir diesen Service im März und April 2004 bereitstellten, waren 2149  Jungen aus sechs Grundschulen und drei Junior-Highschools für diese Studie verfügbar. Es handelte sich dabei um 692 Erstklässler, 725 Viertklässler, und 732 Siebentklässler. Beinahe alle Erstklässler waren 7 Jahre alt, die Siebentklässler waren 13 Jahre alt.

Die Vorhaut wurde in fünf Typen klassifiziert: Typ I (normal), die gesamte Eichel war sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut; Typ II (Verklebung der Vorhaut), die Harnröhrenöffnung und ein Teil der Eichel waren sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut; Typ III (teilweise Phimose), die Harnröhrenöffnung nicht aber die Eichel war sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut; Typ IV (Phimose), die Harnröhrenöffnung und die Eichel waren beide nicht sichtbar nach der Vorhaut-Retraktion; und Typ V (beschnitten), beschnittene Vorhaut. Die Typen I -IV werden in Abbildung 1 dargestellt. Die äußeren Genitalien aller Jungen wurden durch den selben Urologen (T. F. Hsieh) untersucht. Der Vorhaut-Typ und andere Abnormalitäten der äußeren Genitalien wurden dokumentiert. 

 

Klassifikation der Vorhaut. Typ I (normal), die gesamte Eichel war sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut; Typ II (Verklebung der Vorhaut), die Harnröhrenöffnung und ein Teil der Eichel waren sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut; Typ III (teilweise Phimose), die Harnröhrenöffnung, nicht aber die Eichel, war sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut; Typ IV (Phimose), die Harnröhrenöffnung und die Eichel waren beide nicht sichtbar nach der Vorhaut-Retraktion

Der Chi-Quadrat-Text wurde verwendet, um die Vorhaut Verteilung in den drei Altersgruppen zu analysisieren. Ein P-Wert von < 0.01 wurde als statistisch signifikant angesehen. 

Resultate

Die Inzidenz der Typ I Vorhaut betrug 8.2% bei Erstklässlern, 21.0% bei Viertklässlern und 58.1% bei Siebentklässlern. Die Inzidenz der Typ IV Vorhaut betrugt 17.1% bei den Erstklässlern, 9.7% bei den Viertklässlern, und 1.2% bei den Siebentklässlern (Tabelle I). Der P-Wert für die Vorhaut-Verteilung in diesen drei Gruppen war < 0.01.

Tabelle 1. Vorhaut-Befunde bei Schuljungen



Klassenstufe
Vorhaut-Typ (%)

Gesamtanzahl
Typ I Typ II Typ III Typ IV Typ V
  1. P < 0.001. Typ I (normal), die gesamte Eichel war sichtbar nach der Rektration der Vorhaut;
    Typ II (Verklebung der Vorhaut), die Harnröhrenöffnung und ein Teil der Eichel war sichtbar nach der Rektration der Vorhaut;
    Typ III (partielle Phimose), die Harnröhrenöfnung war sichtbar, nicht aber die Eichel nach der Retraktion der Vorhaut;
    Typ IV (Phimose),die Harnröhrenöffnung und die Eichel waren beide nicht-sichtbar nach der Retraktion der Vorhaut.
    Typ V (beschnitten), Vorhaut wurde beschnitten.
1
2
4
8.2
21.0
58.1
39.5
40.7
28.9
32.8
25.1
6.8
17.1
9.7
1.2
2.5
2.6
5.1
698
725
732

Die sichtbaren Abnormalitäten bei den 2149 Jungen umfassten Leistenbruch, Wasserbruch, Kryptorchismus, Operationsnarben in der Leistengegend, Balanoposthitis, Varikozelen und Hypospadie (Tabelle 2).

Tabelle 2. Andere bei den Schuljungen festgestellte Abnormalitäten

Erkrankung Klassenstufe 1 Klassenstufe 2 Klassenstufe 7 Gesamtanzahl
Leistenbruch 1  0  1  2
Hydrozele 3  5  4 12
Kryptorchismus 7  1  0  8
Operationsnarbe in der Leistenregion 9 11  2 22
Balanoposthitis 0  1  0  1
Varikozele 0  3 19 22
Hypospasdie 0  0  1  1

Diskussion

Es wurden nur wenige Studien über die Vorhautentwicklung bei Jungen im Schulalter durchgeführt. Wir sind der Ansicht, dass unsere Studie detaillierte Daten bereitstellt, die verwendet werden können, um die Vorhautentwicklung klinisch zu erklären. Wir fanden heraus, dass 49.9% der Erstklässler, 34.8% der Viertklässler, und 8.0% der Siebentklässler eine nicht-zurückziehbare Vorhaut (Typen III und IV) haben. Die Abnahme der Häufigkeit von nicht-zurückziehbaren Vorhäuten mit zunehmenden Alter deutet darauf, dass die Rate physiologischer Phimosen bei Jungen im Grundschulalter sehr hoch ist. Die Häufigkeit sich spontan lösender Phimosen ist groß; deshalb ist Vorsicht geboten, wenn darüber nachgedacht wird, Jungen im Schulalter mit Phimose einer Behandlung zu unterziehen.

Gairdner beschrieb 1949 die Entwicklung der Vorhaut, nachdem er seriell 54 Jungen bis zum Alter von 5 Jahren untersuchte.3 Er berichtete, dass bei diesen Jungen 90% der Vorhäute bis zum 3. Lebensjahr zurückziehbar wurden. Die Entwicklung der Vorhaut wurde auch 1968 von Oster beschrieben, der 173 Jungen im Alter von 6 bis 17 Jahren jährlich untersuchte.9  Er stellte fest, dass die Inzidenz von Vorhautverklebungen von 70% im Alter von 6–7 Jahren auf 5% im Alter von 16–17 Jahren zurückging. Die in dieser Studie angegebenen Rate physiologischer Phimosen war hoch. 1996 berichteten Kayaba et al. über den Vorhaut-Zustand bei 603 japanischen Jungen,10 aber nur 33.3% der Jungen waren älter als 5 Jahre und nur 5% der Jungen waren älter als 11 Jahren. Die vorliegende Studie bietet eine größere Anzahl von Schuljungen und aktuellere Daten mit einer statistischen Analyse der Vorhautentwicklung bei Schuljungen. Alle Jungen wurden durch den selben Untersucher mit der selben Klassifizierung untersucht. Messfehler wurden so vermieden.

Die Vorhaut-Klassifikation, die in dieser Studie verwendet wurde, ist eine modifizierte Variante der von Kayaba et al vorgeschlagenen Klassifikation.10  Nach Kayabas Klassification kann eine gewaltsame Retraktion der Vorhaut möglicherweise notwendig sein, um den Vorhaut-Typ zu klassifizieren, besonders bei Jungen mit einer engen Vorhaut. Obwohl wir anfänglich planten als Teil der Studie auch die Enge der Vorhaut zu überprüfen,verwarfen wir diese Idee, weil deren Ausführung durch nur einen Arzt und ohne die Hilfe der Eltern des Schülers zu schwierig war. Die Vorhaut wurde in dieser Studie durch behutsames Zurückziehen untersucht, ohne dass versucht wurde, die Enge der Vorhaut festzustellen. Unsere Klassifikation vereinfachte die Untersuchung der Vorhaut.

Von den 2149 Jungen wurde nur bei einem Jungen Balanoposthtis festgestellt. Balanoposthitis ist bei Jungen im Schulater selten. Kayaba et al. legten nahe, dass eine mangelhafte Genitalhygiene ein bedeutenderer Faktor für die Entstehung von Balanoposthitis ist, als die fehlende Zurückziehbarkeit der Vorhaut.10  Auch unsere Studie unterstützt diese Sichtweise. Wir stellten fest, dass die Häufigkeit operativer Narben in der Leistengegend nach dem ersten Schuljahr der Junior-Highschool zurückging, möglicherweise weil die Narben zu fein waren, um sie zu identifizieren. Tatsachlich fand die Untersuchung in dieser Studie in einer Schule statt, und nicht in einem Krankenhaus; deshalb waren einige uneindeutige Anomalitäten nicht leicht zu identifizieren.

Schlussfolgerung

Diese Studie bietet weitere Informationen über die Vorhautentwicklung vor der Adoleszenz und kann in der täglichen Praxis zur Erklärung und Behandlung des Zustandes der Vorhaut angewendet werden. Beinahe bei allen Jungen im ersten Schuljahr der Junior High School lässt sich die Vorhaut leicht zurückziehen soweit zurückziehen, um die Harnröhrenöffnung freizulegen. Nur sehr wenige Jungen haben eine echte pathologische Phimose, die einer Behandlung bedarf.

Einzelnachweise

  1.  Parkash S, Jeyakumar S, Subramanyan K et al. Human subpreputial collection: its nature and formation. J. Urol. 1973; 110: 211–12.
  2.  Cold CJ, Taylor JR. The prepuce. BJU Int. 1999; 83 (Suppl. 1): 34–44.
  3.  Gairdner D. The fate of the foreskin. Br. Med. J. 1949; 2: 1433–7.
  4.  Lerman SE, Liao JC. Neonatal circumcision. Pediatr. Clin. North Am. 2001; 48: 1539–57.
  5.  Laumann EO, Masi CM, Zuckerman EW. Circumcision in the United States: prevalence, prophylactic effects, and sexual practice. JAMA 1997; 277: 1052–7.
  6.  Shannon FT, Horwood LJ, Fergusson DM. Infant circumcision. N. Z. Med. J. 1979; 90: 283–4.
  7.  American Academy of Pediatrics. Report of the task force on circumcision. Pediatrics 1989; 84: 388–91.
  8.  Poland RL. The question of routine neonatal circumcision. N. Engl. J. Med. 1990; 322: 1312–15.
  9.  Oster J. Further fate of the foreskin. Incidence of preputial adhesions, phimosis, and smegma among Danish schoolboys. Arch. Dis. Child. 1968; 43: 200–3.
  10.  Kayaba H, Tamura H, Kitajima S, Fujiwara Y, Kato T, Kato T. Analysis of shape and retractability of the prepuce in 603 Japanese boys. J. Urol. 1996; 156: 1813–15.