Beschneidungsbefürworter

Beweispflicht

Streng genommen, sind es nicht die Gegner der routinemäßigen Beschneidung, die Argumente gegen den Eingriff liefern müssen, sondern ihre Verfechter, die ihre Notwendigkeit beweisen müssen. Sie müssen erklären, warum ein natürlicher Teil des menschlichen Körpers, und eines welches allen Primaten gemein ist, so gefährlich ist, dass es amputiert werden muss, ehe das Baby laufen oder krabbeln kann oder irgendetwas tun kann außer zu schreien. Aber seitdem diese Operation sich in der medizinischen Kultur im Laufe der letzten 120 Jahre etabliert hat, wurde die Beschneidung schließlich als vernünftig, gewöhnlich oder sogar normal angesehen. Wie der Zauberlehrling schmerzhaft lernen musste, ist es oft viel einfacher eine Praktik zu beginnen („schien eine gute Idee zur damaligen Zeit“) als sie wieder aufzuhalten.

Befürworter der Beschneidung müssen insbesondere:

  • beweisen, dass die Vorteile der Operation dem zugefügten Schaden, den Risiken den Eingriffs und den körperlichen und psychischen Nachteilen der Beschneidung bedeutend überwiegen 
  • beweisen, dass die Operation durchgeführt werden muss, bevor das Kind fähig ist seine Einwilligung zu erteilen;
  • beweisen, dass der Junge ein sehr großes Risiko hat eine tödliche oder unheilbare Krankheit vor seiner Volljährigkeit zu bekommen wenn er nicht beschnitten wird. 
  • beweisen, dass sie Beschneidung ihn garantiert vor diesen Krankheiten beschützt;
  • beweisen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, das Risiko für solche Krankheiten in selben Ausmaß zu reduzieren.
  • erklären, wie ein Körperteil, der sich über Millionen von Jahren entwickelt hat, pathogen (Krankheitserregend) sein kann und entfernt werden muss um ein normales Maß an Gesundheiit sicherzustellen.

Niemals wurde es versucht, geschweige den geschafft, diese Beweise zu erbringen,

Die menschliche Evolution

Die Befürworter der Beschneidung konnten niemals erklären , warum alle Primaten (Affen, Chimpanzen ect.) Vorhäute haben, oder warum Menschen das erfolgreichste Säugetier auf dem Planeten werden konnten, während sie doch diese angebliche krankheitserregende Bürde mit sich trugen. 99 Prozent von den mehreren Millionen Jahren, in denen der moderne Mensch prosperierte, lebten und starben Männer mit einer intakten Vorhaut, und schaften es in der selben Zeit jeden Winkel dieser Erde zu besiedeln. Vielleicht war die Vorhaut ein Faktor für diesen Triumph. Es gibt viele Belege dafür, dass die menschliche Vorhaut länger, üppiger und reicher mit sensorischen Nerven vernetzt wurde, als unsere nahen Verwandten –ein Hinweis darauf, dass die menschliche Vorhaut einen Selektionsvorteil geboten haben muss: Je mehr Vorhaut man hatte, desto mehr Nachwuchs hatte man, und desto mehr Gene für extra Vorhaut verbreiteten sich in der Population. (Ref. 1) Dies hätte nicht geschehen können, wenn die Vorhaut so störend wäre, wie ihre Feinde behaupten: was sich auf natürlicherweise entwickelt, muss als nützlich oder harmlos betrachtet werden, außer wenn überwältigende Beweise vorliegen, das das Gegenteil der Fall ist. (Ref. 2)

Die Versuche sich was gutes einfallen zu lassen.

Genau dieser Beweis ist es, den Beschneidungsbefürworter erbringen müssen, und den sie seit 1850 erfolglos zu fabrizieren versuchen, (als Jonathan Hutchinson verkündete, dass seine Statistiken zeigten, dass beschnittene Männer vollkommen immun gegenüber der Syphilis seien.) Die Welt wartet immer noch darauf, dass sie den überzeugenden Beweis erbringen. Obwohl es Berge voller Berichte und Studien gibt (mehr als irgendjemand in seinem Leben lesen könnte), bleibt die Frage immer noch ungeklärt.

Das Beste, was beschneidungsbefürwortende Ärzte wie der in Queensland ansässige Terry Russel anzuführen wissen ist, dass die Beschneidung vielleicht das Risiko für diverse Krankheiten senken kann. „Kann“ reicht nicht aus, das ist nicht weit entfernt von „kann nicht“.

Australiens andere prominenter Kreuzritter für die Beschneidung, Professor Brian Morris, zitiert mehrere Studien, die angeblich eine höhere Inzidenz von Gonorrhöe und Syphilisunter unbeschnitten Männer zeigen und kommt auf den zögerlichen Schluss (1): „basierend auf dem großteil der Beweismaterialien scheint es dass zumindest einige STDs häufiger unter gewissen Umständen unter den unbeschnittenen Männern sein könnten“, aber dass (2), „bei den meisten STDs nur ein geringer Unterschied zwischen denen mit und denen ohne Vorhaut besteht.“ (Ref. 4) Das ist wirklich hilfreich

Meinen diese Personen das wirklich ernst? Sie wollen alle Jungen bei der Geburt beschneiden, weil der Erhalt der Vorhaut „vielleicht“ das Risiko senken „könnte“ ein paar Krankheiten zu bekommen, die so extrem selten sind, dass die meisten ohnehin niemals bekommen werden; von den die meisten leicht behandelbar sind, und die, selbst wenn sie sie bekämen erst viele Jahre auftreten. Mit der Außer von Harntraktinfektionen (die gewöhnlich einfach mit Antibiotika geheilt werden können), hat ein junge alle Zeit volljährig zu werden die Risiken selbst zu bewerten und das beste Mittel- für sich- zu wählen um mit ihnen umzugehen. Um überzeugende Argumente für die Beschneidung vorzubringen, müssen sich Russel, Morris und Co. besser anstrengen, als sie es bisher getan haben: Wir brauchen Beweise für die These, dass wenn die Vorhaut nicht eilig abgeschnitten wird, das Kind ernsthaft krank oder sterben wird, bevor es alt genug ist seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Nichtsdergleichen hat die Beschneidungslobby jemals erreicht, oder überhaupt ernsthaft versucht. Statistiken sind keine verfügbar aber es ist äußerst wahrscheinlich, dass mehr Jungen unter Achtzehn an ihrer Beschneidung, oder durch deren Komplikationen sterben, als von irgendeiner der Krankheiten vor der die Beschneidung angeblich schützen soll. Zweifellos ist dies in Südafrika der Fall, wo mehrere hundert Jungen an den Folgen der Beschneidung sterben infolge ihre rituellen Beschneidung.

Medizinische Panikmache

Sowohl Dr. Russell und Professor Morris erscheinen häufig in den australischen Medien und drängen Eltern ihre Jungen beschneiden zu lassen, und der Großteil ihrer Routine besteht daraus eine Liste ekelhafter Krankheiten abzuarbeiten, die darauf ausgelegt ist Menschen Angst einzujagen. Wie sich das von den Tiraden eines Viktorianischen Quaksalbers unterscheidet, muss jeder selbst für sich beurteilen. 1891 schrieb Dr. Peter Charles Remondino:

„Die Vorhaut scheint einen bösen Einfluss in der aller entferntesten und anscheinend zusammenhanglosesten Weise auszuüben; So, wie einige der bösen Genies oder Geister in den arabischen Erzählungen, kann sie von Weitem das Objekt ihrer Bösartigkeit erreichen, es unbewusst auf die aller unberechenbarste Weise niederstrecken; es zum Opfer aller möglicher Krankheiten, Leiden und Kümmernisse machen, für die Heirat oder die Belange des Berufsleben ungeeignet machen, es unglücklich und durch ihre Belästigungen und nächtliches unbeabsichtigtes Harnlassen ein Objekt fortwährender Schimpferei und Strafe in der Kindheit werden lassen. Später dann, beginnt die Vorhaut ihren Besitzer mit allerlei körperlichen Störungen und Leiden zu beeinträchtigen, nächtlichen Pollutionen und anderen Krankheiten, die darauf abzielen ihn körperlich, mental und moralisch zu schwächen; um ihn vielleicht ins Gefängnis oder eine Irrenanstalt zu bringen.“(Ref. 5)

Wie könnten ihm Dr Russel oder Morris widersprechen, wenn er schreibt: 

„Die Beschneidung ist wie eine beträchtliche und gut abgesicherte lebenslange Rente; jedes Jahr des Lebens genießt man den Vorteil und es hat keinerlei Nachteile … Eltern können keine besser Investition für ihre kleinen Jungen machen, da sie ihnen bessere Gesundheit, größer Arbeitsfähigkeit, weniger Nervosität, Krankheiten, Zeitverlust und weniger Arztrechnungen garantiert, genauso wie sie ihren Chancen auf einen sanften Tod erhöht.“(Ref. 6)

Dr. Russel und Morris sind Radikale und Extremisten, die meisten australischen Ärzte stehen der Routine Beschneidung feindlich gegenüber oder sind sich unschlüssig über dies Angelegenheit. Das Royal Australasian College of Physicians hat kürzlich wieder eine weitere Erklärung gegen die Praktik herausgebracht. Die Wahrheit ist, dass die Routine-Beschneidung nie von mehr als einer kleiner Fraktion der Ärzteelite der Welt unterstützt wurde und sie bleibt eine kontroverse und unbewiesene Therapie. Damals in den 1890ern merkte ein früher Gegner der routinemäßigen Beschneidung eine Verwirrung und Unsicherheit an, nicht nur über die Risiken und angepriesenen Vorteile der Operation, sondern auch über die Frage, wann und wie man so ausführen sollte, wie viel Gewebe man wegschneiden muss, wie man Blutungen stoppen soll ect., und fragte: „Wo sich die Ärzte uneins sind, wer soll entscheiden?“ (Ref. 7)

Auf die diese Frage kann es nur eine Antwort geben: Der Besitzer des fraglichen Organs.

Referenzen

  1. J.R.Taylor, A.P. Lockwood and A.J.Taylor, "The prepuce: specialized mucosa of the penis and its loss to circumcision", British Journal of Urology, Vol. 77,1996, pp. 291-295; 
    C.J. Cold and J.R. Taylor, "The prepuce", BJU International, Vol. 83, Supplement 1 (January) 1999, pp. 34-44;
    C.J. Cold and K.A. McGrath, "Anatomy and histology of the penile and clitoral prepuce in primates: Evolutionary perspective of specialised sensory tissue in the external genitalia", in George C. Denniston, Frederick Hodges and Marilyn Milos (eds), Male and female circumcision: Medical, legal and ethical considerations in pediatric practice (New York and London, Kluwer Academic/Plenum Publishers, 1999), pp. 19-30
  2. Dieses Argument gilt selbst dann, wenn man an die Schöpfungsgeschichte glaubt. Wenn Gott Männer mit Vorhäuten erschuf, so muss angenommen werden, dass er wollte, dass sie eine haben.
  3. Terry Russell, "Debate: Male circumcision remains a valid procedure - Yes", Australian Doctor, 24 May 1996, p. 54
  4. Brian Morris, In favour of circumcision (Sydney 1999), pp. 38 and 39. Siehe die vernichtende Kritik von Basil Donoovan in Venereology, Vol. 12 (1999), p. 68-9. Professor Donovan in einer Rezension von Morris Werk beschreibt Morris als „einen Mann auf der Mission die Welt von der männlichen Vorhaut zu befreien“ und einige seiner Behauptungen sind „so gefährlich“, dass der Verlag sein Buch zurückziehen sollte.
  5. P.C. Remondino, History of circumcision from the earliest times to the present: Moral and physical reasons for its performance (Philadelphia and London 1891), pp. 54-5
  6. Remondino, p. 186
  7. Herbert Snow, The barbarity of circumcision as a remedy for congenital phimosis (London 1890), p. 32