Kein Gefühl am Penis – oder doch noch? Tipps für beschnittene Jungen

Du bist beschnitten; Selbstbefriedigung geht so (oder auch nicht) und beim Geschlechtsverkehr spürst Du viel zu wenig an der Eichel, um zum Orgasmus zu kommen?

Das geht nicht wenigen beschnittenen Jungen so. Manchmal macht sich diese „Abstumpfung“ der Eichel erst viele Jahre nach der Beschneidung bemerkbar. 

Ann-Marlene Henning, eine ziemlich nette Sexualpädagogin, die auch vor heißen Eisen (!) nie zurückschreckt, hat das Problem „Kein Gefühl am Penis“ GANZ ALLGEMEIN thematisiert. Ein wichtiger Hinweis – in der 0,59 min – ging dabei allerdings unter:

http://doch-noch.de/lernen-fuer-den-penis/#comment-4927 

 Deshalb hier noch EINIGE Tipps: 

Der beschnittene Penis

Fehlt die Vorhaut, dann ergeben sich zwei wesentliche Veränderungen:

  1. Die Innenseite der Vorhaut und die Vorhautspitze (gefurchtes Band), eine wichtige erogene Zone bei Jungen und Männern, sind für immer verloren.
  2. Die zweite wichtige erogene Zone jedes Jungen, die Eichel, wird langfristig unempfindlicher, weil der Schutz durch die Vorhaut fehlt und die normalerweise feuchte, zarte Schleimhautoberfläche austrocknet.

Wenn Du zu den Jungen gehörst, die unter den Folgen ihrer Beschneidung leiden, die zu wenig am Penis fühlen, um Masturbation und Sex wirklich genießen zu können und wenn Du etwas dagegen tun möchtest, dann lies weiter: 

Empfindliche Stellen

Finde zuerst heraus, wo Du an Penis und Eichel noch möglichst viel spürst, wo das Lustgefühl für Dich am intensivsten ist. Erforsche Dich selbst, lerne Deinen Körper und natürlich die Details Deines Penis kennen. Das geht am besten beim Onanieren. Aber auch Deine Freundin/Dein Freund kann dabei helfen. Es geht nicht darum, wo diese Stellen laut „Lehrbuch“ sein sollen, sondern wo sie bei Dir sind, denn jeder Junge ist anders.

Meist spüren beschnittene Jungen am hinteren Rand der Eichel und an der Beschneidungsnarbe (im Bild 1 dunkel violett und dahinter rosa) und im Bereich des Vorhautbändchens (im Bild 2 rot und rosa) noch am meisten, auch wenn das Bändchen fehlt. 

Bevor Du nun ein paar Übungen kennen lernst, die Deine Gefühlswahrnehmung an der Eichel verbessern können, noch ein Hinweis darauf, was viele Jungen falsch machen und deshalb „Gefühl“ verschenken:

Der typische Jungs-Fehler

Die meisten Jungen masturbieren etwa ab 11 oder 12 und gewöhnen sich daran, ihren Penis dabei fest, heftig und schnell zu stimulieren. Besonders (aber nicht nur!) für beschnittene Jungen kann diese Gewöhnung an starke, schnelle Reize fatale Folgen haben, denn die Vagina eines Mädchens ist eben nicht fest und nicht jedes Mädchen beherrscht seine Beckenbodenmuskeln so perfekt, dass sie gezielt Druck auf den Penis ausüben, das Glied sozusagen „packen“ kann.

Die Vagina übt bei weitem weniger Druck auf Penis und Eichel aus, als die eigenen Hände. Sie ist zart, feucht und weich und stimuliert Dich sanft, langsam und warm. Hast Du Dich zu sehr an das heftige „Rubbeln“ gewöhnt und ist zudem Deine beschnittene Eichel unempfindlicher als bei anderen Jungs, so kann das Ergebnis ziemlich enttäuschend sein. Du solltest also üben, allmählich immer feinere, zärtliche Berührungen zu spüren und vor allem zu genießen! Trainiere Deine Wahrnehmungsfähigkeit! Es ist ungefähr so, als ob ein blinder Mensch lernt, mit den Fingerspitzen Blindenschrift zu lesen.

Feuer machen!

Bevor es losgeht muss zunächst mal der Penis steif sein. Schon da haben manche beschnittene Jungen Probleme. Die alten Germanen kannten ein gutes Rezept: Feuer machen!

Durch Reibung entsteht Hitze, ja sogar Feuer! Die meisten Jungen werden sehr schnell „heiß“ und bekommen eine heftige Erektion, wenn die Freundin oder sie selbst ihren Penis zwischen den Handflächen reiben und rollen. Benutze reichlich Gleitmittel, Lotion oder Spucke, sonst kann es wehtun. Es ist ungefähr so, als wenn man versucht, ein Stück Teig oder Ton zu rollen – eine Hand rollt nach vorne, die andere nach hinten und so fort. Am Anfang wirst Du wahrscheinlich heftige, intensive Reibung benötigen. Mit der Zeit versuchst Du (oder Deine Freundin/Freund) es mit immer feineren und schließlich hauchzarten Stimulationen – und langsam! Du hast Zeit! Je länger es dauert, desto stärker werden Penis und Hoden durchblutet und desto mehr spürst Du!

Zwei Hände

Auch bei dieser Übung verwende viel Lotion oder ähnliches! 

Hand 1 umfasst das Glied mit der Faust an der Wurzel und bewegt sich von dort zur Penisspitze. Sobald sie die Penisspitze erreicht, lässt sie los. Es folgt Hand 2, wieder von der Peniswurzel zur Eichel. Ist sie oben angekommen, beginnt Hand 1 schon wieder unten an der Peniswurzel – und so fort.

Bei beiden Übungen kannst Du (oder die Freundin/der Freund) am Anfang fest zupacken.

Mit der Zeit (Woche, Monat) nimmst Du den Druck, den Du mit den Händen auf den Penis ausübst, immer mehr zurück, bis Dein Glied schließlich sanft und leicht durch die Fäuste flutscht – und Du TROTZDEM Spaß hast. 

Daumen hoch!

Auch das ist eine Übung, bei der die Freundin/der Freund aktiv wird: Sie/er sitzt oder kniet zwischen den Beinen des Jungen, sieht dessen steifen Penis also von unten und nimmt das Glied in beide Hände, wobei beide Daumen nach oben zeigen.

Die Daumen massieren nun, kreisend, pressend oder sanft streichelnd das Vorhautbändchen und den Eichelrand. Auch wenn der Junge beschnitten ist, spürt er dort, wo das Bändchen war, deutlich mehr als sonst an der Eichel.

Wenn Du allein bist: Lege den Daumen auf die Oberseite der Eichel und massiere das Bändchen mit Zeige- und Mittelfingerspitze (so ähnlich als ob Du eine Flasche aufschraubst).

Eichel massieren

Bei vielen nicht beschnittenen Jungen ist die Eichel so sensibel, dass sie die folgende Übung nicht ertragen können. Für Jungen, die schon länger beschnitten sind, kann sie eine Hilfe sein, wieder mehr und schönere Gefühle zu bekommen, immer feinere, zarte Berührungen intensiv wahrzunehmen und zu unterscheiden (kalt, warm, weich, rau, Feder, Grashalm, Luft, Fingerspitze, Zunge, Haar, Punkt, Fläche, Linie usw. – denk Dir was Schönes aus).

Du, Deine Freundin/Dein Freund verwöhnen Deine Eichel, indem sie mit der gesamten Handinnenfläche die gesamte Oberfläche der Eichel gleichzeitig massieren. Dabei wird die Faust sowohl horizontal als auch vertikal um die Eichel hin und her gedreht – am Anfang etwas heftiger, so wie Du es brauchst, um zum Orgasmus zu kommen, mit der Zeit immer sanfter mit dem Ziel, trotzdem zum Orgasmus zu kommen. Du lernst, Dein noch vorhandenes Gefühlspotential an der Penisspitze optimal zu nutzen.

Liebesmuskeln trainieren

Dazu lies hier:

Beschnittener Sex - Unempfindliche Eichel

Sexstellungen

Unterschiedliche Sexstellungen können sowohl beim Mädchen als auch beim Jungen vielfältige Gefühle verursachen. Hier nur ein paar Stichpunkte: 

Missionarsstellung

Diese vermutlich häufigste Stellung ist für beide einigermaßen bequem und der Junge kann lernen, nicht wie ein Hammer zu „rammeln“, sondern seinen Unterleib „schaukeln“ oder den Penis in der Vagina kreisen zu lassen, ohne Po und Muskeln anzuspannen – so wie Ann-Marlene es erklärt.

Das Mädchen kann beim Einführen des Gliedes helfen und durch ihre Bewegungen Einfluss darauf nehmen, wie stark beide stimuliert werden.

Für manche beschnittene Jungen ist diese Stellung nicht intensiv genug.

Hündchenstellung

Das Mädchen kniet auf allen Vieren, der Junge hinter ihr. Die meisten Jungs finden diese Stellung sehr erregend; für beschnittene Jungen ist sie ein Geheimtipp. Der Penis dringt tief ein; die Eichel wird stark stimuliert. Viele Jungs lieben es, wenn ihre Hoden beim Stoßen gegen die Schamlippen des Mädchens prallen. Wenn sich der Junge so positioniert, dass seine Beine außen sind, ist ihre Vagina enger und beide spüren mehr. Er hat beide Hände frei. Er kann ihre Pobacken zusammenpressen, wodurch er mehr spürt, oder er kann ihre Klitoris per Finger verwöhnen, falls sie zu wenig spürt.

Schaukeln statt kämpfen!

Die meisten Jungen spannen ihren Körper beim Geschlechtsverkehr an wie ein Brett und stoßen mit ihrem gesamten Gewicht. Das macht 1. schnell müde, ist 2. mehr Kampf als Spaß und bringt Dir 3. weniger Gefühl, als wenn Du Deinen Unterleib „schaukeln“ lässt. 

 Beim Stoßen kippst Du Dein Becken nach vorne oben, beim Zurückziehen hebst Du den Po nach hinten oben.

Dein Körper bleibt fast unbeweglich, nur Dein Becken arbeitet, so als ob Du ganz unten in der Wirbelsäule noch ein Gelenk hättest. Bei der Missionarsstellung z. B. bewegt sich nur der Teil Deines Körpers zwischen den roten Linien (Bild). 

Falsch
Richtig

Üben kannst Du das, indem Du z. B. beim Onanieren nicht die Faust am Penis auf und ab bewegst, sondern indem Du wie beschrieben durch die Bewegung Deines Beckens in Deine Faust hinein stößt. Das geht im Stehen (siehe Bild) oder auch in Bauchlage.

Als „Vagina-Ersatz“ reicht die Faust mit reichlich Spucke oder Lotion (Baby- oder Bodylotion für trockene Haut, z. B. mit Vitamin E oder Shea-Butter).

Wenn Du den Trick erst einmal heraus hast, wirst Du merken, dass es viel leichter ist, den Penis nur durch „Schaukeln“ des Beckens zu bewegen – und es bringt Dir mehr Gefühl!

Viel Spaß!

 

Anmerkung

Dieser Text basiert in Teilen auf Hilde van der Ploegs Sexwörterbuch. Einige Zeichnungen sind Nachbearbeitungen daraus. Hilde van der Ploeg starb 2007 mit nur 47 Jahren.

Text: Mario Lichtenheldt

Bilder: 1,2: M. Lichtenheldt, 3,4,5,6: Nachbearbeitungen aus Hilde van der Ploegs Sexwörterbuch, 7,8: Nachbearbeitungen aus Wikipedia (ursprünglich 2006 abgerufen), 9,10: M. Lichtenheldt