Hallo Jungs!

Was ist eigentlich eine Beschneidung?

„Na hallo! Was ist das denn für eine Frage!“, werdet Ihr jetzt vielleicht antworten und mir erklären, dass bei einer Beschneidung die Vorhaut vom Penis entfernt wird. Das sieht dann z. B. so aus: 

Die Beschneidung von Jungen ist also genau genommen eine Amputation, zu Deutsch: die Abtrennung eines Körperteils, nämlich der Vorhaut vom Penis.

Aber ist das alles? Und woher kommt überhaupt der Begriff „Beschneidung“? Warum sagt man nicht Amputation, sondern Beschneidung?

Ein Penis ist kein Apfelbaum!

Der Begriff Beschneidung kommt aus der Gärtnersprache und bedeutet so viel wie Verbesserung oder Verschönerung. Oft werden beschnittene Bäume zudem an einen Pfahl angebunden, damit sie in die richtige Richtung wachsen. Die jungen Pflanzen werden durch Beschneidung und das Festbinden „gezogen“ oder „erzogen“.

Nun ist Euer Penis natürlich kein Apfelbaum, der durch Beschneidung verschönert, verbessert oder „erzogen“ werden muss, damit er in die richtige Richtung wächst. Wozu also dieser Begriff?

In der Vergangenheit und leider auch heute noch verbinden Erwachsene gleich mehrere Absichten mit der Beschneidung von Jungen. Für die einen ist es ein Zeichen ihrer Religion oder Tradition (Juden, Moslems), die anderen meinen, ein beschnittener Penis sehe schöner aus und lasse sich leichter reinigen. In Deutschland werden Beschneidungen von Jungen meist medizinisch begründet, fast immer mit einer Phimose (Vorhautverengung).

Das Dümmste, das ich bisher als Begründung für eine Beschneidung gelesen habe, ist die Behauptung, die Vorhaut sei ein nutzloses Überbleibsel aus der Urzeit, als die Menschen noch nackt durchs Gebüsch sprangen und deshalb ihre Eichel schützen mussten. Heute sei die Vorhaut nutzlos und dürfe bedenkenlos abgeschnitten werden.

Dass das Unsinn ist, wisst Ihr schon.

Tag für Tag werden Jungen aus diesen „Gründen“ beschnitten. Gefragt, ob sie selbst das überhaupt wollen, werden sie nicht!

Denkt bitte noch mal einen Moment zurück an den Apfelbaum: Beschneidung – das klingt doch gut! Der Apfelbaum wird nach dem Willen des Gärtners zurecht geschnitten, er wird beschnitten. Der Baum selbst hat keinen Willen …

Darf man das mit Kindern auch tun, mit Jungs oder Mädchen?

Und wer ist der Gärtner?

Versuchen wir also herauszufinden, was Beschneidung wirklich ist.

Beschneidung ist eine Körperverletzung!

Bei einer Beschneidung wird der Körper bzw. der Penis des Jungen verletzt, und zwar unumkehrbar verletzt, denn die für natürlichen, lustvollen Sex so wichtige Vorhaut wächst nicht wieder nach. Die Eichel trocknet aus und stumpft ab. Manche Jungen sind nach ihrer Beschneidung sehr unglücklich, schämen sich und leiden manchmal auch als Männer noch unter den Folgen der OP. Es handelt sich also um eine besonders schwerwiegende Körperverletzung!

Soweit klar, oder?

Körperverletzung ist strafbar. Nur manchmal gibt es Ausnahmen. Wenn jemand in Notwehr handelt und den Angreifer verletzt oder gar tötet, bleibt er straffrei, weil er in einer Notlage nicht anders handeln konnte.

Wenn Ihr im Krankenhaus z. B. am Blinddarm operiert werden müsst, dann ist auch die OP eine Körperverletzung. Der Arzt bleibt aber straffrei, wenn Ihr und Eure Eltern zuvor der OP zugestimmt habt und der Arzt Euch über alle Risiken und Folgen aufgeklärt hat.

Nehmen wir an, Ihr seid 13 Jahre alt und sollt wegen einer Phimose beschnitten werden. Ihr wisst, dass das wahrscheinlich nicht nötig ist und lehnt die OP deshalb ab. Ihr sagt laut und deutlich Nein! Klar, welcher Junge möchte denn schon unnötig beschnitten werden!

Ihr seid der Baum. Der Arzt ist der Gärtner.

Eure Eltern sagen: „Der Zweig kommt ab!“. Der Gärtner nickt.

Und was sagt der Baum? Nix! Er ist ja nur ein Baum!

Seid Ihr ein Baum?

Nein? Dann sagt das auch! Ihr dürft immer Nein sagen!

Der Arzt darf Euch nicht operieren, selbst dann nicht, wenn Eure Eltern der OP zugestimmt haben. Ein Junge, der alt genug ist, um zu verstehen, worum es bei der OP geht, darf nicht gegen seinen Willen operiert bzw. beschnitten werden.

Eigentlich ist es völlig egal, weshalb Ihr beschnitten werden sollt; Ihr könnt immer Nein sagen, schließlich geht es um Euren Körper!

Jungen im Baby-, Kindergarten- oder Grundschulalter haben leider kaum eine Chance, über ihren Körper selbst zu bestimmen und sinnlosen Beschneidungen zu entkommen. Deshalb kommt es bei ihnen darauf an, dass die Eltern sehr gut informiert sind, damit sie das Richtige für ihr Kind tun können.

Manchmal ist es aber auch für ältere Jungs schwer, Nein zu sagen, etwa dann, wenn die Eltern die Beschneidung aus traditionellen oder religiösen Gründen wollen.

Wie denkt Ihr darüber?

Wenn Ihr Fragen dazu habt oder wenn Ihr nicht wisst, wie Ihr mit Euren Eltern reden sollt, dann schreibt im Jungsforum

Beschneidung ist eine Tradition

Stellt Euch vor, ein alter Mann, so um die 100 Jahre alt, kommt zu Euren Eltern und erzählt ihnen, er habe Gottes Stimme gehört. Die Eltern sind etwas irritiert; trotzdem möchten sie gerne wissen, was Gott denn gesagt hat. Der alte Mann antwortet, Gott habe ihm befohlen, sich selbst und allen Jungen und Männern die Vorhaut abzuschneiden – zum Zeichen des Bundes, den Gott mit den Menschen geschlossen hat. Der alte Herr zückt ein Messer und möchte sogleich mit Eurer Vorhaut anfangen…

Eine ziemlich krasse Szene, findet Ihr nicht?

Aber so steht es in der Bibel, einem Buch, das vielen Menschen heilig ist! Der alte Mann hieß Abraham und er war 99 Jahre alt, als er Stimmen hörte. Das ist der Ursprung des jüdischen Beschneidungsrituals.

Man muss dazu wissen, dass die Juden in der Geschichte häufig Verfolgungen ausgesetzt waren und in der ganzen Welt „verstreut“ lebten. Es ist daher verständlich, dass sie etwas gesucht haben, dass sie alle verbindet, ein geheimes Zeichen, etwas, das sie in guten und schlechten Zeiten alle gemeinsam haben, na ja zumindest die Jungen und Männer. Und dieses Zeichen war und ist der beschnittene Penis. Jüdische Jungen werden am 8. Tag nach ihrer Geburt beschnitten.

Bei den Moslems sieht die Sache etwas anders aus. Man sagt, der Prophet Mohammed sei ohne oder mit einer sehr kurzen Vorhaut geboren worden, weshalb es für Jungen und Männer erstrebenswert sei, sich ebenfalls die Vorhaut entfernen zu lassen. Jungen würden dadurch zu Männern – heißt es…

Ihr seid wieder der Baum. Der alte Mann ist der Gärtner.

Der Gärtner sagt: „Gott will es so!“. Die Eltern sagen: „Dann muss es wohl sein!“

Und der Baum?

Der Baum ist nur ein Baum, der nichts zu sagen hat.

Aber er fühlt sich schuldig und hässlich, denn rings um ihn herum ist er der Einzige, dessen Äste und Zweige noch wild wachsen, so wie es der Natur gefällt. Alle anderen Bäume wurden längst schon beschnitten und wachsen – einer wie der andere – schön gerade nach oben.

„Das sieht doch viel natürlicher und schöner aus“, meint der Gärtner. Meint er das wirklich? Oder plappert er nur nach? Ihr wisst schon, die Stimme …

Ihr findet das alles sehr merkwürdig? Ich auch!

Aber auch wenn wir es merkwürdig finden:

Solange erwachsene Menschen an derlei Geschichten glauben und sich selbst durch ein solches Körperzeichen einer Tradition oder Religion zugehörig fühlen möchten, ist das in Ordnung. Kindern jedoch mit dem Messer einen Glauben aufzuzwingen, ihnen im Namen eines Gottes Verletzungen, Schmerzen und einen bleibenden Körperschaden zuzufügen – das geht einfach nicht! Das ist nicht nur eine Verletzung des Körpers des Kindes, sondern auch eine Verletzung seiner Rechte und es zeigt, dass man das Kind nicht als eigenständige Persönlichkeit achtet, sondern als Eigentum, über das man einfach verfügt – oder als Baum.

Wie denkt Ihr darüber? Darf man für Gott ein Kind verletzen? Darf man für Gott einen Jungen beschneiden? Sind Kinder Eigentum ihrer Eltern?

Schreibt im Jungsforum

Beschneidung ist nur selten eine Heilbehandlung

Überlegt mal: Bei einer Beschneidung wird die Vorhaut vom Penis entfernt. Die ist aber meist gar nicht krank, sondern noch zu eng oder noch mit der Eichel verklebt.

Und selbst wenn die Vorhaut entzündet ist, weh tut oder Probleme beim Sex oder beim Masturbieren bereitet, dann wird die Vorhaut durch Beschneidung trotzdem nicht geheilt – sie wird amputiert!

Aufgabe eines guten Arztes ist es aber nicht, Körperteile zu amputieren, sondern den Körper und seine Teile gesund zu erhalten oder zu heilen. Seine Aufgabe ist es also, die Vorhaut zu heilen und ihr zu helfen, so zu funktionieren, wie die Natur es vorgesehen hat.

Der Gärtner würde den Baum vermutlich beschneiden, die aus seiner Sicht nutzlosen Äste abschneiden. Ihr seid aber kein Baum und deshalb braucht Ihr keinen Gärtner, sondern einen Arzt, am besten einen, der auf Euch eingeht und Euch gesund erhalten möchte, statt Euch zurecht zu schneiden.

Natürlich ist es manchmal nötig, Körperteile zu amputieren, z. B. wenn sie so schwer verletzt sind, dass man sie nicht mehr heilen kann oder wenn sie abgestorben sind und zur Gefahr für den gesamten Körper und das Leben werden.

Bei Vorhautproblemen ist das aber höchst selten der Fall.

Und nur in diesen seltenen Fällen ist Beschneidung eine Heilbehandlung, z. B. wenn der Junge unter der seltenen Hautkrankheit Lichen Sclerosus (LS) leidet.

In allen anderen Fällen können Vorhautprobleme mit Salbe oder schlimmstenfalls durch eine vorhauterhaltende OP gelöst werden. 

Beschneidung ist ein Lustkiller

Dass Beschneidung ein echter Lustkiller sein kann, berichten immer wieder Jungen und Männer, die schon vor ihrer Beschneidung masturbiert haben oder Sex hatten. Und die müssen es ja wissen!

Manche beschnittenen Jungen und Männer erzählen, dass sie mit einem Kondom fast nichts mehr spüren, weil die Eichel sowieso schon trocken und gefühlsarm ist und der „Gummimantel“ ihnen auch noch das letzte bisschen Spaß nimmt.

Andererseits gibt es immer wieder Berichte, wonach man(n) nach einer Beschneidung „länger kann“ und Sex schöner ist.

Woher kommen diese widersprüchlichen Aussagen?

Ganz einfach: Jeder Junge, jeder Mann ist einzigartig und empfindet ganz individuell. Deshalb ist es möglich, dass der eine seine Beschneidung positiv bewertet (vor allem, wenn er vorher wirklich Probleme oder Schmerzen hatte), während ein anderer sehr darunter leidet, beschnitten zu sein – körperlich, weil er beim Sex oder der Selbstbefriedigung nicht mehr so viel spürt wie früher und psychisch, weil er sich vielleicht vor anderen Jungs schämt, seinen Penis hässlich findet oder nicht darüber hinweg kommt, dass man das „einfach so“ mit ihm machen konnte, ohne ihn zu fragen.

Fakt ist:

Durch eine Beschneidung wird die Vorhaut, eine der wichtigsten erogenen Zonen des Jungen, vollständig entfernt und eine zweite erogene Zone, die Eichel, langfristig geschädigt. Die Nerven in der Vorhaut, die für das schöne Gefühl beim Sex und beim Onanieren zuständig sind, sind nach der Beschneidung für immer verloren. Die Eichel trocknet aus und wird mit der Zeit unempfindlicher. Ihre zarte, feuchte, Oberflächenschleimhaut verschwindet und verwandelt sich in eine staubtrockene, dünne Hornhaut. 

Damit Ihr den Unterschied erkennen könnt, hier ausnahmsweise mal ein Foto:

Das ist bei allen beschnittenen Jungen so und eigentlich sieht man schon am äußeren Erscheinungsbild, dass ein beschnittener Penis unmöglich so berührungsempfindlich sein kann, wie ein nicht beschnittener:

Wahrgenommen wird das aber von jedem Jungen / Mann anders. Niemand weiß, ob ein heute 6- oder 12jähriger Junge später darunter leidet, beschnitten worden zu sein.

Dazu kommt, dass bei einer Beschneidung Fehler passieren können, so wie bei jeder Operation.

Viele Ärzte und Eltern glauben, Jungen mit einer Beschneidung zu helfen, ihnen etwas Gutes zu tun, können aber die Risiken und die möglichen späteren Folgen gar nicht abschätzen!

Beschneidung ist also ganz und gar keine kleine harmlose OP! Sie ist riskant, sie kann zum Lustkiller werden und sie kann einen Jungen unglücklich machen.

Heute schließen wir daraus, dass man aus diesen Gründen Beschneidungen vermeiden sollte, wo und wann immer es geht.

Das war nicht immer so. 

Beschneidung als Strafe

Etwa 40 % aller 11- bis 13jährigen Jungen masturbieren (onanieren) regelmäßig, befriedigen sich also selbst. Bei den 16jährigen sind es bereits 80 % und – man glaubt es kaum – bei erwachsenen Männern steigt diese Zahl sogar noch an!

Wir wissen heute, dass Masturbation ein völlig normales, gesundes und dazu absolut sicheres Sexualverhalten ist. Im späten Mittelalter jedoch gingen Jungen, die beim „Wichsen“ erwischt wurden, durch die Hölle. Masturbation galt als schwere Sünde, als „Selbstbefleckung“ und Verschwendung von wertvollem Samen. Und das wurde hart bestraft!

Sex war laut Kirche nur in der Ehe erlaubt und selbst dann sollte er nur der Zeugung von Kindern dienen und nicht dem Vergnügen. Masturbation dient natürlich nicht der Zeugung von Kindern, sondern macht einfach nur Spaß. Aus der Sicht Gottes (der offenbar überhaupt keinen Spaß versteht) ist Masturbation also ein unnützes, schädliches Verhalten, ist „schändliche Lust“, die bestraft werden muss oder die von vorneherein verhindert werden muss, notfalls mit Gewalt.

Eine der gemeinsten und widerlichsten Methoden, Jungs zu bestrafen, wenn sie beim Onanieren erwischt wurden, war die Beschneidung der Vorhaut bei vollem Bewusstsein.

Schon vor 800 Jahren hatte der jüdische Gelehrte Moses Maimonides entdeckt, dass Vorhaut und Eichel die Stellen am Penis sind, von denen die schönsten und intensivsten Gefühle beim Masturbieren und beim Geschlechtsverkehr ausgehen.

Wie er das wohl herausgefunden hat?

Für den verklemmten Moses M. war damit sonnenklar, dass man diese Körperteile „schwächen“, entfernen, beschneiden muss, um Jungs und Männern den Spaß am Spiel mit dem besten Stück zu vermiesen. Der dabei entstehende Schmerz sollte dem betroffenen Jungen als Strafe und anderen Jungs als Warnung dienen.

Fies, oder?

Ihr seid der Baum. Moses M. ist der Gärtner – und der ist voll wütend, weil der Baum einfach nicht das tut, was er soll. Der Baum wächst nicht nach Gottes Plan und Gebot. Seine Äste, seine Gefühle und das, was dem Baum Spaß macht, wachsen wild wie die Natur! Schön, oder?

„Die Äste müssen ab!“, sagt der Gärtner mit bitterböser Stimme. Gott sagt nix und die Eltern nicken.

Irgendwie hat man diesen Moses M. mit seinen (durchaus scharfsinnigen) Feststellungen aber wohl doch nicht ernst genommen, denn erst im 18. Jahrhundert besann man sich wieder seiner kranken Lehre. Und dann begann ein für uns heute kaum vorstellbarer Beschneidungswahnsinn, eine regelrechte Jagd auf die Vorhaut von Jungen. 

Beschneidung als Vorbeugung gegen Krankheiten

Ab 1712 erschienen immer mehr Bücher und Artikel, in denen alle möglichen Krankheiten genannt wurden, die angeblich durch Masturbation hervorgerufen werden, so z. B. Pocken, Tuberkulose, Epilepsie, Schielen, Haare auf den Handinnenflächen, Wahnsinn, Geisteskrankheiten, Lepra, Gehirnerweichung, Rückenmarksschwund, krummer Rücken, Klumpfüße, Bettnässen und Impotenz.

Also Jungs:

Finger weg vom Schießgewehr! Ihr wollt doch nicht, dass Euch Haare auf den Händen wachsen, dass Euch mit 25 die Finger abfallen, Ihr nur noch dumm kichernd am Stock durch die Welt kriecht, „Heidi“ trällert und dazu eine Brille tragt, die so dick ist wie ein Flaschenboden!

Ja, ja, alles das kann Euch passieren, wenn Ihr nicht aufhört, „da unten“ herumzuspielen …

Nee! Spaß beiseite! Hallo! Das war nur Spaß!

Das ist natürlich alles Unsinn, aber die Ärzte haben das damals wirklich geglaubt – und weil es die Ärzte geglaubt haben, glaubten es die Eltern natürlich auch!

Jedenfalls begann nun die Suche nach einem „Heilmittel“ gegen die heimliche Kleckerei unter der Bettdecke. Eines dieser Heilmittel war – Ihr ahnt es schon – die Beschneidung, denn verantwortlich für das häufige Masturbieren von Jungen war nach damaliger Auffassung die böse, böse Vorhaut.

Das sah auch John Harvey Kellogg so – und der war immerhin Miterfinder der Cornflakes und Erfinder der Erdnussbutter! 1888 schreibt Kellogg, die Beschneidung sei nicht nur ein Heilmittel, sondern zugleich Strafe, Mahnung und Vorbeugung gegen Masturbation.

Und Kellogg beließ es nicht bei der Beschneidung von Jungen! Für masturbierende Mädchen empfahl er die Verätzung der Klitoris mit Karbolsäure.

Durchgeknallter Typ, was? Denkt mal an ihn, wenn Ihr Euch das nächste Mal eine Ladung Cornflakes reinschaufelt.

Nun passierte etwas Merkwürdiges.

Mit der Zeit stellte sich nämlich heraus, dass Beschneidung in Wirklichkeit gegen keine einzige der aufgezählten Krankheiten hilft, ja dass es einige dieser Krankheiten gar nicht gibt, wie z. B. Gehirnerweichung oder Haare auf den Handinnenflächen.

Und es kam noch schlimmer: Man stellte plötzlich fest, dass auch beschnittene Jungs masturbieren – und man stellte sogar fest, dass selbst bereits Beschnittene diese Krankheiten (sofern sie überhaupt existierten) genau so oft bekamen!

Na ja, und die Behauptung, Masturbation sei eine Sünde und führe geradewegs in die Hölle, lockte irgendwann auch keine Großmutter mehr hinter dem Ofen hervor.

„Du Teufel!“, schreit der Gärtner den Baum an. „Du bist beschnitten und wagst es dennoch, Spaß zu haben, ohne grün zu werden?“

Der Baum lächelt nur in sich hinein, der Baum, der nicht wachsen darf, wie seine Natur es möchte.

Die hirnlose Schnibbelei an den Penissen kleiner und großer Jungen war sinnlos geworden! Man hätte also einfach damit aufhören können.

Doch weit gefehlt!

Bis in unsere Zeit hinein wird man nicht müde, immer neue „Vorteile“ der Beschneidung zu (er)finden – und neue Krankheiten, gegen die Beschneidung angeblich hilft. Hier ein paar Beispiele:

Peniskrebs (seit 1920)

Peniskrebs ist eine sehr seltene Krebsart, die meist alte Männer trifft. Diese Krebsart ist so selten, dass man mehrere 10.000 Jungen beschneiden müsste, um 50 oder 60 Jahre später vielleicht einen Fall von Peniskrebs zu vermeiden. Das Risiko durch die Beschneidung ist also um ein Vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit, Peniskrebs zu bekommen.

Trotzdem wird nach wie vor behauptet, Beschneidung beuge Peniskrebs vor.

Hygiene und Geschlechtskrankheiten (1941)

Im Jahr 1941 empfahl ein Mann mit dem treffenden (?) Namen Allan F. Guttmacher, die Vorhaut von Babys und kleinen Jungen täglich zurückzuziehen und darunter kräftig zu schrubben. Vielleicht geht darauf die Legende zurück, ein beschnittener Penis sei sauberer und müsse nicht gewaschen werden. Auch heute noch ist eine angeblich verbesserte Hygiene ein zulässiger Grund, Jungen zu beschneiden.

Ihr wisst es besser! Wenn nicht, dann lest hier!

Gebärmutterhalskrebs der Partnerin (seit 1951)

Gebärmutterhalskrebs ist eine Krebsart, gegen die Mädchen seit einigen Jahren geimpft werden können. Man muss also keinem Jungen am Penis herumschneiden, um eine (vielleicht) zukünftige Freundin, die vielleicht noch gar nicht geboren ist, vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen.

Oder was meint Ihr?

Nervosität (1969)

Ein gewisser Morris Fishbein will herausgefunden haben, dass Beschneidung gegen Nervosität hilft. Fragt mich bitte nicht, wie er auf diese absonderliche Idee kam.

Blasenkrebs, Rektumkrebs (1971)

Auch diesen beiden Krebsarten soll Beschneidung vorbeugen (Rektum = Anus, Po). Wer’s glaubt … Harnwegsinfektionen (seit 1985) Das stimmt sogar mal, allerdings nur für das 1. Lebensjahr und selbst da müsste man 195 Jungen beschneiden, um eine Infektion zu verhindern – und das, obwohl es wirksame Antibiotika gibt und Mädchen 4 mal häufiger an Harnwegsinfekten erkranken, ohne dass irgendjemand auf die Idee käme, sie deshalb zu beschneiden. Ist das verhältnismäßig?

Was sagt Ihr? Ist das okay?

AIDS / HIV (seit 1986)

Mit der Ausbreitung der AIDS-Epidemie war auch schnell ein wirksames Mittel dagegen gefunden. Ihr ahnt es: Die Beschneidung von Jungen!

Schätzungen zufolge sollen bis zu 1/3 aller Jungen und Männer auf der Welt beschnitten sein. Und ausgerechnet in den USA, wo Jungen bis vor einigen Jahren routinemäßig gleich nach der Geburt beschnitten wurden, ist die AIDS/HIV-Rate mit am höchsten.

Hm, kann also nicht stimmen, die Sache mit der HIV-Vorbeugung.

Aber das macht doch nix! Das merkt doch keiner!

Sand unter der Vorhaut (1991)

Weil es nicht sein darf, dass im Gefecht Sand unter die Vorhäute der Soldaten gerät, forderte ein gewisser Aaron J. Fink 1991 die massenhafte Beschneidung von Jungen. Urks!

Und nochmal HIV (ab 2007)

Eine in Afrika durchgeführte Studie (die abgebrochen wurde) beweist angeblich, dass Beschneidung die Ansteckungsgefahr mit HIV um bis zu 60 % verringert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl auf Grund dieser und anderer Studien die Beschneidung von Männern auf freiwilliger Basis in den Hochrisikogebieten, also dort, wo HIV am schlimmsten wütet. Irgendwie wurde das wohl falsch verstanden und alle redeten plötzlich davon, dass die Bescheidung von Jungen (also von Kindern, die noch gar keinen Sex haben) doch eine gesunde Sache sei. So war das zwar gar nicht gemeint, aber egal. Jedenfalls haben gewisse Leute nun wieder einen neuen Grund, Vorhäute abzuschneiden. 

Im Vertrauen:

Ich weiß ein Mittel, dass die Ansteckungsgefahr um bis zu 100 % verringert und außerdem fast 100%ig vor allen Krankheiten schützt, die durch Sex übertragen werden können!

Wisst Ihr es auch?

Das Kondom! Das dürft Ihr ruhig benutzen! Es tut auch gar nicht weh und es wird nichts abgeschnitten! 

Beschneidung ist ein eiskaltes Geschäft

In den USA wurden zeitweise bis zu 80 % aller Jungen beschnitten, aus hygienischen Gründen, wie Ihr aus Materialien der BZgA erfahren könnt. Das ist zwar Unsinn, aber gemacht wird es doch.

Warum?

Weil man mit Beschneidungen richtig viel Geld verdienen kann! Und zwar gleich drei Mal und nicht nur in den USA!

  1. Eine Beschneidung (auch Zirkumzision oder Phimose-OP genannt) bringt dem Arzt zwischen 300 und 400 EUR ein. An einer Tube Salbe dürfte er weniger als 5 EUR verdienen.
  2. In Amerika werden die von den beschnittenen Babys „gespendeten“ Vorhäute verkauft. Die Pharmaindustrie macht daraus Kunsthautprodukte. Ältere Damen und Herren mit offenen Beinen oder Brandopfer können damit behandelt werden. Das wäre ja noch einigermaßen verständlich, aber aus Vorhaut kann man noch mehr machen! Eure Mütter solltet Ihr vielleicht einmal darauf hinweisen, dass die Hautcreme, mit der sie sich täglich hübsch macht, möglicherweise aus Babyvorhaut hergestellt ist. Die Jungen, von denen die Vorhäute stammen, bekommen keinen Cent dafür. Die daraus hergestellten Produkte jedoch werden sehr teuer verkauft. Im Internet spricht die Pharmaindustrie ganz offen von „Vorhauternte“!
  3. Um einen Jungen zu beschneiden, braucht man entsprechende Instrumente. Auch die sind natürlich teuer und bringen denen, die diese Folterwerkzeuge herstellen, richtig Kohle.

Und dann gibt es noch die Jungen und Männer, die unter ihrer Beschneidung leiden und wenigstens das äußere Aussehen ihres Penis wieder herstellen lassen wollen. Man nennt das Restoring und dafür gibt es verschiedene Methoden und Geräte – und auch damit verdient jemand Geld, ebenso wie mit Gleitmitteln, die man in den USA an jeder Tankstelle gleich neben der Kasse kaufen kann, so wie bei uns Kaugummis.

Ein letzter Aspekt, der Euch vielleicht interessiert:

Beschneidung ist ein grausames Stammesritual

Manchmal hört oder liest man, die Beschneidung von Jungen sei bei manchen Naturvölkern eine Mutprobe, ein Stammesritual, mit dem die Jungen in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen werden – so ähnlich wie bei uns, die Kommunion, Konfirmation, Jugendweihe usw.

Was dabei passiert, wissen allerdings die wenigsten, die so reden.

Bei manchen Stämmen in Afrika wird bei einer Beschneidung nicht etwa die Vorhaut entfernt, sondern es wird der gesamte Penis gehäutet, ja regelrecht abgeschält, was dazu führt, dass er durch das weitere Wachstum eine kugelähnliche Gestalt annimmt. Das Ganze geht quälend langsam und ohne Betäubung! Es ist ein Fest, bei dem mehrere Beschneider je ein Stück der Haut abschneiden. Die Schmerzen sind unvorstellbar. Geschlechtsverkehr ist mit einem derart verstümmelten Penis natürlich nicht mehr möglich.

Einige Stämme der Aborigines in Australien schneiden ihren Jungs zunächst „nur“ die Vorhaut weg. Ist diese Wunde verheilt, wird der gesamte Penis an seiner Unterseite aufgeschlitzt. Danach können die Jungen weder Geschlechtsverkehr haben noch normal pinkeln, weil die Harnröhre zerstört wurde. Der Urin tritt wie bei Mädchen und Frauen zwischen den Beinen aus.

Mehr möchte ich dazu hier nicht schreiben. Denkt daran, wenn wieder einmal ein Politiker lauthals herumtönt, Beschneidung sei Kultur oder Tradition, die es zu bewahren gilt. 

Fazit Nr. 1:

Eigentlich müsste heute fast kein Junge mehr beschnitten werden. Es wird aber weitergemacht, weil Erwachsene knallharte Interessen daran haben, dass das blutige Geschäft weitergeht.

Die einen verdienen Geld damit, die anderen opfern die Vorhäute ihrer Söhne und damit vielleicht deren Gesundheit und Glück den Göttern und alle zusammen sind so stark, dass sie sogar die Politik zurecht biegen können, wie das deutsche „Beschneidungsgesetz“ von 2012 zeigt. Dazu später mehr.

Fazit Nr. 2:

Wer es unterlässt, minderjährige Jungen ebenso wie Mädchen vor unnötigen Beschneidungen zu schützen, ist ein Leisetreter. Wer unnötige Beschneidungen an Mädchen oder Jungen durchführt, daran verdient oder einen anderen Nutzen daraus zieht, ist ein Täter!

Copyright

Text: Mario Lichtenheldt
Zeichnungen: Lukas Ryholec
Fotos (2) Penis nicht beschnitten / beschnitten: Wikipedia
Foto Kondome: Tomizak / pixelio.de
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