Brief an das Neuseeländische Parlament

Ken Mcgrath

Ethik der Beschneidung

Dr. med. KEN A. McGRATH

Es ist klar, dass in der Geschichte kein Baby (und kein Kind), weiblich oder männlich jemals seiner Genitalverstümmelung zugestimmt hat. "Informierte Einwilligung" ist ein bedeutungsloser Begriff für Kinder und durch ihre Schreie und ihren Schmerz, fordern sie uns so eloquent, wie sie es nur können, auf, damit aufzuhören.

Einige Leute haben Schwierigkeiten mit Ethik, die über das hinausgeht, was sie in der Sonntagsschule gelernt haben. Aber die meisten Leute erkennen gewisse Werte, wenn sie sie hören. Wenn der Verstand und die Realität nich zusammenpasst, beschreiben Psychologen diese Dichotomy als Kognitive Dissonanz. Einige Beispiele dieses Zustands im Bezug auf die Beschneidung sind unten aufgelistet, beinahe jeder kann mit ethischen Prinzipien etwas anfangen, wenn er das versteht, was im wirklichen Leben diese Prinzipien verletzt.

'Wir hoffen das unser Baby ohne Geburtsschäden zur Welt kommt... außer Aposthie (Fehlen der Vorhaut), was uns irgendwie gefällt. 

'Wir würden niemals unser Kind einem chirurgischen Eingriff ohne Diagnose aussetzen' ...mit Ausnahme der Beschneidung, über die uns die Ärzte selbst entscheiden lassen.

'Es ist nicht hinnehmbar Kinder zu verletzten' ...außer wenn sie beschnitten werden "müssen".

'Wir würden unser Kind keinem unnötigen Risiko für Infektion und Unfällen aussetzten' ...außer um sie beschneiden 

'Wir würden niemals erlauben das unserem Kind gesundes Gewebe entfernt' ...außer wenn es sich um seine Vorhaut handelt 

'Es ist unsere Pflicht Kinder vor Schmerzen zu schützen'...außer dem Schmerz der Beschneidung.

'Wir müssen unseren Kind helfen und es trösten wenn er verletzt ist' ...außer während seiner Beschneidung, da tun wir so als ob' s gar nicht wehtut

'Wir werden uns niemals für den einfachen Weg bei der Pflege unseres Kindes entscheiden'...außer wenn es ein Junge ist. Dann lassen wir seinen Penis verändern, so dass wir uns nicht um den unaussprechlichen Teil zu sorgen brauchen-seine Vorhaut .

'Wir würden niemals zulassen, dass etwas die Mutter-Kind-Bindung stört'...außer dem Schmerz seiner Beschneidung.

'Wir wollen, dass unser Junge glücklich mit seinem Körper aufwächst' ... aber wir gefährden seine Selbstachtung, indem wir das Zentrum seines männlichen Selbstbildes beschneiden -seinen Penis.

'Wir würden unseren Jungen niemals einem Nachteil aussetzten, so dass er verspottet werden könnte... außer, dass wir seinen Penis verändern, sodass dieser nicht so aussieht oder so funktioniert wie bei der riesigen Mehrheit auf der Welt.

'Wir würden niemals unserem Kind unseren Willen  gegen seine zukünftigen Wünsche aufzwingen' .... außer, dass wir ihn schleunigst beschneiden lassen, bevor er überhaupt seine Wünsche formulieren kann.

'Wir würden niemals das Glück unseres Kindes in der Zukunft gefährden'...aber wir entfernen ihm einen sexuell empfindlichen Teil seines Körpers.

'Wir würden niemals entscheiden das Aussehen unseres Kinders irreversibel zu verändern auf eine Art, die eines Tages vielleicht bedauert wie etwa '...außer um seinen Penis nach unseren Wünschen zu verändern.

'Wir wollen dass unser Sohn zu einem vollwertigen Mensch heranwächst' ...aber wir bringen ihm bei, indem wir ihn beschneiden, dass Menschenrechte nicht allzu viel bedeuten.

'Wir werden unser Kind in all seiner Pracht lieben'...außer seiner Vorhaut, die wir abschneiden und in den Müll werfen. 

'Gott hat unser Kind perfekt gemacht, mit seiner Liebe, Fürsorge und Weisheit' ...außer seinen Penis der "repariert" werden muss.

'Wir glauben, dass alle Teile des Körpers unseres Kindes heilig sind'...außer seiner Vorhaut, die wir jederzeit zerstören können, wie es uns gefällt.

'Wir glauben, dass es falsch ist, jemanden eines gesunden Körperteils zu berauben'...außer wenn es die männliche Vorhaut ist, oder in Nordafrika, die Klitoris oder die kleinen Schamlippen des Mädchens.

Dr.  K. A.  McGrath M.D.

Anatom, Histologe und Professor für Pathologie

Auszug aus dem "Intact Network Newsletter" Jahrgang 1, Nr. 6 März 1996