Das Rätsel vom Sand: Beschneidung, Geschichte und Mythos

von Robert Darby

Auszug

Obwohl viele Falschvorstellungen des 19. Jahrhunderts über die Vorhaut zerstört wurden, seitdem Douglass Gairdner zeigte, dass die infantile Phimose keine angeborene Fehlbildung ist, haben sich andere alte Falschvorstellungen als beständiger erwiesen. Unter den am weitesten verbreiteten ist die Behauptung, dass die rituelle oder religiöse Beschneidung als eine Hygiene- oder Gesundheitsmaßnahme entstand. und der damit verbundene Glaube, dass die alliierten Truppen, die während des Zweiten Weltkriegs im Nahen Osten dienten, von derart schweren Epidemien von Balanitis [Eichelentzündungen] betroffen waren, dass Massen-Beschneidungen notwendig waren. Beide diese Mythen entschieden zur ewigen Ruhe gelegt werden sollten.

In einem kürzlich Artikel über die Ethik der Beschneidung minderjähriger Jungen, erklärte J M Hutson, die Beschneidung „entstand vermutlich als eine frühe volksgesundheitliche Maßnahme um rezidivierende Balanitis vorzubeugen, die durch sich hinter der Vorhaut ansammelnden Sand verursacht wurde.“[1] Eine ähnliche Aussage findet sich in der Grundsatzerklärung zur Beschneidung des Australischen Ärztebundes: „Die Beschneidung von Jungen wird seit tausenden Jahren aus religiösen und kulturellen Gründen durchgeführt. Sie entstand vermutlich als eine Hygienemaßnahme in Gemeinschaften, die in heißen, staubigen, und trockenen Umgebungen lebten.“[2] Für keine der beiden Behauptungen wurde irgendeine Quelle angegeben, und beide sind sie fragwürdig. 

Die Vorstellung, dass die Beschneidung den Penis, und ganz besonders die Eichel und die Harnröhrenöffnung vor der Reizung durch Sand schützen würde, läuft der Intuition zuwider. Die natürliche Annahme ist, dass die Vorhaut die Eichel und die Harnröhrenöffnung vor Reizungen schützen müsste, indem sie sie gegen Sand und anderen Formen von Schmutz abschirmt. Die Funktion scheint bei Jungen vor der Pubertät eher vorzuliegen, wenn die Vorhaut gewöhnlich länger ist und weniger häufiger zurückgezogen wird, ein Umstand der mit der Tatsache in Einklang steht, dass die meisten Stämme, die die Beschneidung praktizieren, die Operation während der Pubertät oder später durchführen.[3

Dennoch taucht die Behauptung, dass die Beschneidung vor der Reizung durch Sand schütze regelmäßig in medizinischen Fachzeitschriften auf, sowohl als eine Erklärung für den  antiken Ursprung der rituellen Beschneidung in Stammesgesellschaften, als auch als eine medizinische Rechtfertigung für ihre Durchführung im 20. Jahrhundert. Welche Beweise liegen für die Behauptung vor? 

Viele primitive Kulturen führten verschiedene verstümmelnde Eingriffe an verschieden Teilen des Körpers durch, einschließlich den Genitalien sowohl von Mädchen als auch Jungen durch, aber die Ursprünge und die Beweggründe dieser Praktiken sind unklar und sind umstritten, genauso wie die Umweltbedingungen, die zu der Zeit herrschten, als diese Bräuche entstanden. Solche Gesellschaften praktizierten auch Menschenopfer, Witwen-Verbrennungen, Verkrüpplung der Füße durch Abbindung, Opferungen Tätowierungen, Piercing, Infibulation, Verformungen der Nase und des Kopfes, Zähne-Ausreißen, usw.

Die Vorstellung, dass diese Rituale eine utilitäre (für die Gemeinschaft nützliche) Grundlage hätten, entstand im 18. Jahrhundert, als die Denker der Aufklärung nach naturalistischen Erklärungen für Phänomena suchten die vormals als Wunder galten oder dem Willen einer Gottheit zugeschrieben wurden. Denis Diderot verkörperte diesen Trend als er behauptete, dass die Infibulation von Frauen wie sie von manchen Stammesgesellschaften praktiziert wurde, als eine Maßnahme zur Geburtenkontrolle entstand und nur später ihre übernatürliche Rechtfertigung bekam.[4] Der modernen Anthropologie zufolge haben solche Bräuche ihren Ursprung in der Glaubensstruktur oder der Kosmologie der Kulturen, die diese hervorgebracht haben, und nicht haben nicht notwendigerweise eine utilitäre (für die Gemeinschaft nützliche) Bedeutung haben.[5

Widersprüchliche Theorien wurden zur Erklärung ritueller Operationen an männliche und weiblichen Genitalien vorgebracht, unter diesen seien die folgenden genannt:

  • Ein Opfer zur Versöhnung  oder ein Zeichen der Unterwerfung unter einer Gottheit, vermutlich eine mildere Form eines Rituals, das als richtiges Menschenopfer begann.  
  • Eine Gabe an den Gott oder Göttin der Fruchtbarkeit um für Nachkommen zu sorgen.
  • Eine Zeichen der Stammesidentifikation .
  • Ein Initiationsritus von der Kindheit zur Verantwortungsbereich des Erwachsenen. 
  • Eine Auferlegung der Autorität der Erwachsenen oder des Stammes zu einer Zeit wenn eine Jugendrebellion zu erwarten ist (im Falle der Beschneidung von Jungen im pubertätsalter).
  • Ein Fruchtbarkeitsritus , der darauf abzielt Männern die Macht der Fortpflanzung zu verleihen, indem sie gezwungen werden Blut von ihren Genitalien zu vergießen wie Frauen.
  • Ein Versuch die feminine oder maskuline Charakteren bei Mädchen und Jungen hervorzuheben, indem man die Teile der Genitalien (Klitoris und Vorhaut) entfernt, von denen man annimmt, dass sie den Genitalien des jeweils anderen Geschlechts ähneln. 
  • Als Mittel zur Demütigung und zur Markierung der besiegten Feinde und Slaven.[6]

Die einzige Übereinstimmung zwischen den Befürwortern der jeweiligen Theorien besteht darin, dass irgendeine praktische Absicht wie etwa die Gesundheit nichts damit zu tun hatte. Das ist wenig überraschend, schließlich brachte vor der aseptischen Chirurgie, jedwedes Schneiden ins Fleisch ein hohes Risiko an Blutungen, Infektionen und Tod mit sich.

Als er in den 1930s den Irak bereiste, berichtete der englische Arzt Wildred Thesinger, dass die arabischen Jungen, die einer Beschneidung unterzogen wurden, manchmal Monate brauchten um sich zu von ihrer Operation erholen; Im Falle von einem der Behandlung aufsuchte berichtete er, „Sein gesamter Penis, sein Hodensack und die Innenseite seinen Oberschenkel waren ein eiterndes Durcheinander, von dem sich die Haut abschälte, und der Eiter an seinen Beinen herabfloss.“[7] Selbst heute nicht, im Zeiten von Antibiotika, sterben jährlich dutzende Südafrikanische Teenager infolge der Tortur ihrer Beschneidung im Busch.[8]

Keiner der Kulturen, die die Beschneidung praktizieren, haben traditionellerweise behauptet, dass dieses Ritual als eine gesundheitliche Maßnahme eingeführt wurde. Afrikanische Stämme, Juden, Muslime, und australische Aborigines erklären es auf unterschiedliche Weise aber göttliches Gebot, Stammesidentifikation, soziale Rolle, familiäre Verpflichtung , Achtung vor den Vorfahren, und die Förderung der Selbstbeherrschung nehmen, nehmen eine bedeutende Stellung ein. Jüdische Autoritären erwähnen die Hygiene mit keinem Wort, ganz zu schweigen vom Sand, sondern legen die Gewichtung auf die religiöse Bedeutung der Beschneidung: Sie ist ein äußeres Zeichen des Bündnisses zwischen Gott und seinem Volk.[9, 10] Die Kaguru im zentralen Tansania erklären die Beschneidung (die während der Pubertät sowohl an Jungen als auch Mädchen durchgeführt wird) damit, dass die Beschneidung  die Geschlechtsunterschiede und die soziale Kontrolle vergrößern soll. Sie halten den unbeschnittenen Penis für unrein, da seine Feuchtigkeit Männer den Frauen ähnlich erscheinen lässt, deren feuchte und regelmäßig blutende Genitalien  als verunreinigend gelten Die Initiation ist auch ein „kulturelle Maske“, die es den älteren Männern ermöglicht den Jungen die „Notwendigkeit zur Konformität“ mit den traditionellen Werten und Glaubensansichten, und… das überlegende Wissen und Autorität der älteren Männer.’ einzuprägen.[11]

Erst im späten 19. Jahrhundert, wenn die Massen-Beschneidung  aus gesundheitlichen Gründen eingeführt wurde, wie etwa zur Kontrolle der Masturbation, versuchten Ärzte dem neuen Eingriff Legitimität zu verleihen, indem sie erklären, dass er einen hygienischen Ursprung hatte. Einer der ersten Englischen Chirurgen, der diese Verbindung machte, war James Copland, der die Idee erfand dass „die Vernachlässigung der Beschneidung in den Christlichen Ländern“ eine häufige Ursache für die Masturbation war.[12] Dieses Thema würde von den Hygienikern in der Volksgesundheitsbewegung aufgenommen, wie etwa WH Cofield. Er pries die Beschneidung als:

einer der aller heilsamsten Regulationen die jemals Einem Volke auferlegt wurde, besonders in einem östlichen Land, wo … die Notwendigkeit einer sorgfältigen persönlichen Reinlichkeit um so vieles vergrößert ist Welche Weisheit zeigten doch Mose, und Mohammed in späteren Zeiten, indem sie diese heilsame Brauch als einen religiöses Ritus bewahrten, und dadurch seinen Fortbestand sicherten.</pl>

Auf die Einhaltung solcher Praktiken, führten viele Autoren des 19. Jahrhunderts  in ihren Schriften über die Hygiene „die einzigartige Immunität der Jüdischen Rasse im Mitten furchterregender tobringender Epidemien“ zurück.[13] Diese Immunität war ein wichtiges Thema der epidemiologischen Debatten im späten 19. Jahrhundert, was zur Suche nach weiteren gesundheitlichen Vorteile führte.[14]

Als der Enthusiasmus zunahm, stellten andere Ärzte weitere, abstrusere Behauptungen auf. Dr Dampier-Bennett glaubte, dass die Beschneidung als eine Behandlung der Epilepsie begann: „Unter Alle primitiven Völkern herrscht eine eigenartige Anfälligkeit zur Epilepsie“, glaubte er. Diese sei auf Druck im Gehirn oder eine „lokalen Irritation“ zurückzuführen, wie sie etwa eine enge Vorhaut verursachen könnte. Er hatte „epileptiformen Krämpfe“ eines 4 -jährigen Jungen behandelt, indem er seine „ausgesprochen lange und verklebte“ Vorhaut entfernte, und er hielt es für „wahrscheinlich, dass unter den Stämmen der Wilden … entdeckt wurde, dass die Operation ein beruhigendes Resultat hat“.[15]

James Allen argumentierte, dass die Beschneidung als eine Vorbeugungsmaßnahme gegen Parasiteninfektionen wie etwa der Schistosomiasis entstand,[16] während (Sir) John Bland-Sutton glaubten dass weil „eine lange Vorhaut ein anerkanntes Hindernis für einen bequemen Koitus ist“ wäre der Hauptzeck der Beschneidung die Fruchtbarkeit zu sichern.[17]

Viele der Stammeskulturen die die männliche Beschneidung praktizierten , erzwangen auch verschiedene Formen der weiblechen Genitalverstümmelung. Westliche Ärzte sind heute  über dieser Art von Operation entsetzt und suchen nicht nach Beweisen, dass diese vielleicht vorteilhaft für die Gesundheit der Frau ist oder ursprünglich als mittel entstand um zu verhindern, dass Sand unter die Klitorisvorhaut oder unter die Labia gelangt. Dies sah Mitte des 19. Jahrhunderts noch anders aus, als  viele Ärzte wie WF Daniell annahmen, dass die weibliche Beschneidung, wie von den wilden Kulturen praktiziert wurde, bedeutend für die medizinische Hygiene wäre und weitere Forschungsarbeiten den „Nutzen und den Sinn dieses einzigartigen Brauchs“ aufdecken würde.[18]

In den 1850s und 1860ern glaubten viele Englische Ärzte, dass die Klitoridektomie, genauso ein wertvolles Mittel wie die männliche Beschneidung wäre um Nervenkrankheiten wie Epilepsie, Hysterie und Masturbation (wie auch deren Spätfolgen in Form von Verrücktheit) behandeln, und nötigen diese Therapie Frauen auf, ohne  sich viel darum zu bemühen deren Einwilligung einzuholen.[19] Und viele Ägyptische und andere Islamische Ärzte insistieren heute auf den hygienischen Wert der weiblichen Beschneidung sowohl als einer Präventionsmaßnahme gegen organische Krankheiten als auch sexueller Promiskuität.[20]

Die Bedrohung durch den Sandes wurden ebenfalls im 20. Jahrhundert als eine Rechtfertigung für die Beschneidung von gesunden westlichen Männern vorgebracht. Professor Hutson erklärte, dass, als australische Truppen während des Ersten und zweiten Weltkrieg im Mittleren Osten stationiert waren,

„Die Häufigkeit von rezidivierender Balanitis, die durch Sand unter der Vorhaut verursacht wurde, epidemische Ausmaße annahm, was dazu führte, dass eine große Anzahl Soldaten einer Beschneidung bedurfte.[21]

Spencer Beasley, einer der Autoren der Grundsatzerklärung der des Königlich Australischen Ärztekollegiums, des Royal Australasian College of Physicians (RACP), erklärte auf ähnliche Weise, dass „die Mode der Beschneidung (In Neuseeland) im 2. Weltkrieg in Nordafrika begann, wo die Soldaten Tage lang ohne Duschen verbrachten, und eine Entzündung der Vorhaut durch den Sand der häufigste Grund für Abwesenheit von der Front war..[21] In Anbetracht der wütenden Panzerkämpfe wie der von El Alamein, scheint das zweifelhaft.

Die Beschneidung war in Neuseeland schon in den 1930ern weit verbreitet,[22] infolge eines Muster, dass in Australien in den 1910ern und in Großbritannien in den 1890ern zu beobachten war, als die Beschneidung männlicher Säuglinge und Jungen was Präventionsmaßnahme gegen „angeborene Phimose“, Masturnation, Syphilis, Epilepsie, Hüftgelenkskrankheut, Bettnässen, und viele kleinere Störungen propagiert wurde.[24]

Es ist an der Zeit das der „Sand-Mythos“ endlich entschieden zu Grabe getragen wird, In der Nordafrikanischen Kampfzone waren chirurgische Ressourcen begrenzt, und bereits vollständig für die Behandlung der Verwundeten und ernsthaft Kranken aufgewendet. Chirurgische Eingriffe wurden auf ein Minimum reduziert, da der Staub in den Wunden viele schlimmere Auswirkungen hatte, als er es unter der Vorhaut hätte haben können. Dies wurde von offiziellen Kriegsgeschichten bestätigtet. Keine der vielen medizinischen Bände, die von Großbritannien, Australien oder Neuseeland veröffentlicht wurden erwähnt das Wort „Sand“ oder „Vorhaut“.

Das Buch British History of the Second World War nennt als die größten medizinischen Problem im mittleren Osten und Nordafrika Hepatitis, Durchfall, Dysenterie [Ruhr], Verletzungen durch Unfällen Verbrennungen, Malaria, Sandfliegen-Fieber, und „Wüsten Wundheit“ –letzteres könnte Balanitis Eichelentzündungen miteinschließen, jedoch wird kein spezifischer Körperbereich angegeben, und die Erkrankungen wurde nicht chirurgisch behandelt.[25, 26]

Weder Sand noch „Balanitis“ sind unter den klinischen Problemen des Krieges, die von Allan Walker in Australiens offizieller Geschichte (obschon der Akne einige Seiten gewidmet werden) und „Wüsten-Wundheit“, erweisen sich in seinem Buch als kleine Wundflächen infolge von Schnitten, Schürfungen, und Insektenstichen, die sich entweder mit Staphylokokken oder Streptokokken.[27] Auch gibt es keine Verweis auf die Beschneidung in seinem Band, der sich den medizinischen Problemen im Mittelern Osten und Nordafrika widmet. Wie unter dem Britischen Truppen, stellten Magenerkrankungen wie Durchfall, Dysenterie, und Hepatitis das gesundheitlichen Hauptprobleme dar. Diese Unterstirchen zweifellos die Notwendigkeit von Hygiene nur nicht speziell der des Penis; Er bezog sich auf die Konstruktion von Latrinen, korrekte Toilettenbenutzung, und die Eindämmung der fliegen

Interessanterweise merkt Walker an, dass „Entzündungen der Bindehaut waren ausgesprochen selten, trotz des Staubs, des gleisenden Sonnenlichts und des Mangels an Waschmöglichkeiten“; wenn der wehende Sand, kaum fähig war die entblößten und empfindlichen Augapfel zu entzünden, scheint es unwahrscheinlich, dass er der verdreckten (und bei unbeschnittenen Männern) wohl geschützten Glans viel Schaden hätte anrichten können.[28] Auch die offizielle Geschichte Neuseelands erklärt, dass Hautentzündungen eine Gefahr der Kriegsführung in Wüstengebieten waren, und dass diese durch den feinen Sand verschlimmert wurden, sie erwähnt jedoch weder Vorhaut als Problemregion, noch die Beschneidung als Behandlung , und merkt weiterhin an, dass jede Anstrengung unternommen wurde die Anzahl der Schnitte in die Haut zu minimieren, und Operationen zu meiden, außer wenn diese „dringend notwendig [waren] oder permanente Besserung der Symptome in Aussicht stellten, die ausreichte um Männer zu einem nützlichen Einsatz in Übersee zu befähigen.“[29, 30]

Tatsächlich  tauchen in den mehreren tausend Seiten dieser Bände, die Worte „Balanitis“, „Zirkumzision“ oder „Vorhaut“ nicht mal ein einziges Mal auf.

Da die Sand-Balanitis-Zirkumzision-Behauptung auf anekdotenhaften Belegen beruht niemals nachgewiesen wurde, wurde sie nicht als ausreichend wichtig erachtet, um einer Widerlegung zu bedürfen. In Folge existiert sie Heimlich als medizinische Großstandlegende fort, und taucht an erstaunlichen Orten mit jeweils seltsamem Variationen immer mal wieder auf.[31, 33] Ein Korrespondent im Journal of the Royal Society of Medicine berichtete dass ein „Deutscher Chirurg“, ihm erzählt habe, dass es den Deutschen Afrikakorps im Zweiten Weltkrieg "ähnlich ergangen wäre", und ebenso beschnitten worden waren.[34]

Aber die Vorstellung, dass ein Deutscher unter der Naziherrschaft sich einer Operation unterzogen hätte, die ihn als einen Juden identifiziert hätte, oder irgendeine Autoritätsperson solch eine Maßnahme empfohlen hätte, ist schwer zu glauben. Um diesen Aspekt zu überprüfen, schrieb Herr Hugh Young an Manfred Rommel, den Sohn des Deutschen Kommandeurs [und ehemaligen Oberbürgermeister von Stuttgart], welcher ihm antworte: „Ich habe niemals davon gehört, dass Soldaten in den Afrikakorps beschnitten wurden. Die Veteranen, die ich kontaktieren konnte haben auch nichts davon gehört.“ [35] Selbst Aaaron Fink (ein langjähriger Kreuzzügler für die universelle Neugeborenenbeschneidung, und Erfinder der Idee, die Beschneidung wäre ein „natürliches Kondom“ und somit ein perfekte Vorbeugungsmaßnahme gegen HIV-AIDS) [36] gab zu, dass der Schutz gegen den Wüstensand, vermutlich nicht der Hauptgrund für die Einführung der Beschneidung unter den Arabern und Juden war.[37]

Schlussfolgerung

Es gibt keinen Beweis dafür, dass die rituellen Beschneidungspraktiken als Hygienemaßnahme entstanden sind. Und "Sand unter der Vorhaut, Balanitis und Zirkumzision waren in keiner der beiden Weltkriege bedeutsame Probleme. 

Autorinformation:

Robert Darby, Visiting Fellow an der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften, Australian National University, ACT, Australien

Korrespondenz:

Dr. Robert Darby, 15 Morehead Street, Curtin, ACT 2605, Australia. Email: robjld(at)homemail.com.au

Einzelnachweise:

  1. Hutson JM. Circumcision: A surgeon’s perspective. J Med Ethics. 2004;30:238
  2. Paediatrics & Child Health Division, Royal Australasian College of Physicians, Routine Circumcision of Normal Male Infants and Boys: Policy Statement, Sydney, October 2002. Available online. URL: http://www.racp.edu.au/hpu/paed/circumcision/index.htm Accessed July 2005.
  3. Paige KE, Paige JM. The politics of reproductive ritual. Berkeley: University of California Press; 1981 ch4, p3–18.
  4. Diderot D. Supplement to Bougainville’s voyage. Michel Feher (ed.), The libertine reader: Eroticism and the Enlightenment in eighteenth century France. New York: Zone Books; 1997, p79.
  5. Douglas M. Purity and danger: an analysis of the concepts of pollution and taboo. Harmondsworth: Penguin; 1970:ch3.
  6. Gollaher D. Circumcision: a history of the world’s most controversial surgery. New York: Basic Books; 2000:ch3.
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  8. Editorial. Astonishing indifference to deaths due to botched ritual circumcision. SAMJ. 2003;93:n.p. 
  9. Weiss C. A worldwide survey of the current practice of Milah (ritual circumcision). Jewish Social Studies. 1962;24:30–48.
  10. Asher A. The Jewish rite of circumcision. London n.d. [c. 1885]:1–10.
  11. Beidelman TO. The cool knife: Imagery of gender, sexuality and moral education in Kaguru initiation ritual. Washington: Smithsonian Institution Press; 1997:117–9.
  12. Copland J. Pollution. Dictionary of practical medicine. 4 vols. London: Longmans 1844-58;III: 442–5.
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Deutsche Übersetzung des Englischen Originalartikels: 

Darby R. The riddle of the sands: circumcision, history, and mythN Z Med J 2005;118(1218):U1564.