Was sind die Funktionen der Vorhaut?

Die Vorhaut hat zahlreiche, schützende, sensorische und sexuelle Funktionen, die durch die Beschneidung irreversibel verloren gehen.

Schutz:

So wie die Augenlieder die Augen schützen, schützt die Vorhaut die Eichel und hält ihre Oberfläche weich, feucht und empfindlich. Sie sorgt außerdem für die optimale Wärme, PH-Wert und Sauberkeit der Eichel. Die Eichel selbst enthält keine Talgdrüsen, jene Drüsen also, die das Sebum, eine Art natürliches Öl, produzieren, das der Haut Feuchtigkeit spendet.(11) Die Vorhaut produziert das Sebum, das die Oberfläche der Eichel gesund hält.

Immunologische Abwehr:

Die Schleimhäute, die sich an allen Körperöffnungen befinden, bilden die vorderste Front der körpereigenen Immunabwehr. Drüsen in der Vorhaut produzieren antibakterielle und antivirale Proteine wie das Lysozym.(12) Lysozym findet sich auch in den Tränen und in der Muttermilch. Spezialisierte Langerhanssche Zellen, eine Komponente der körpereigenen Immunabwehr, sind in der äußeren Oberfläche der Vorhaut reichhaltig vorhanden. Plasmazellen in der Schleimhaut der Vorhaut sondern Antikörper ab, die vor Infektionen schützen.(14)

Sexuelle Empfindlichkeit:

Die Vorhaut ist der empfindlichste Teil des Penis.

Die menschliche Vorhaut ist so empfindlich wie die Fingerspitzen, oder die Lippen des Mundes. Sie enthält eine größere Vielfalt und eine höhere Konzentration von spezialisierten Nervenrezeptoren als jeder andere Teil des Penis (15). Diese spezialisierten Nervenenden können Bewegung, feinste Temperaturveränderungen, sowie feinste Texturabstufungen wahrnehmen.(16, 17,18, 19, 20, 21, 22, 23)

Bedeckung während der Erektion

Bei der Erektion nimmt der Penisschaft an Dicke und Länge zu. Die doppelschichtige Vorhaut stellt die notwendige Haut bereit um dem nun vergrößerten Organ genug Raum zu bieten, damit die Penishaut frei, reibungslos und angenehm über den Schaft und die Eichel gleiten kann. Der Grad der Bedeckung während der Erektion variiert von gar keiner bis zur vollständiger Bedeckung. Alle diese Variationen sind normal.

Selbststimulierende Sexuelle Funktion:

Die doppelschichtige Vorhaut ermöglicht es der Schafthaut des Penis vor und zurück über den Penisschaft zu gleiten. Die Vorhaut kann normalerweise ganz oder beinahe ganz zurück bis zum Schaftanfang zurückgezogen werden und ebenso über die Eichelspitze vorgezogen werden. Durch diesen großen Bewegungsspielraum werden die Orgasmus auslösenden Nervenrezeptoren in der Vorhaut, dem Frenulum und der Eichel stimuliert.

Sexuelle Funktionen beim Geschlechtsverkehr:  

Eine der Funktionen der Vorhaut ist es, die reibungslose und sanfte Bewegung zwischen den Schleimhäuten der Partner zu vereinfachen. Die Vorhaut ermöglicht es dem Penis reibungslos in die Vagina hinein und wieder heraus zu gleiten, in seiner eigenen glatten Umhüllung aus selbstschmierender, beweglicher Haut. Der weibliche Partner wird so eher durch den Druck der Bewegung, als wie nach der Beschneidung, durch bloße Reibung stimuliert.

Die Vorhaut fördert die Intimität zwischen den Partnern dadurch, dass sie die Eichel bedeckt und sie als intaktes inneres Organ erhält. Die sexuelle Erlebnis wird gesteigert, wenn die Vorhaut zurückgleitet, so dass das innere Organ des Mannes, die Eichel, auf das innere Organ der Frau, den Gebärmutterhals trifft -ein Moment von höchster Intimität und Schönheit.

Ferner erfüllt die Vorhaut Funktionen, die bis jetzt noch wenig Beachtung gefunden haben oder noch nicht ganz nachvollzogen werden. Europäische Forscher haben jüngst Östrogen-Rezeptoren in den basalen Epidermiszellen (Zellen der obersten Hautschicht) der Vorhaut entdeckt.(24) Forscher an der Universität von Manchester, fanden heraus, dass die Vorhaut apokrine Drüsen besitzt.(25) Diese spezialisierten Drüsen produzieren Pheromone, natürliche sexuelle Botenstoffe. Weitere Studien sind erforderlich um diese Eigenschaften der Vorhaut und ihre Funktion gänzlich zu verstehen.

Quellen

11. A. B. Hyman and M. H. Brownstein, "Tyson's 'Glands': Ectopic Sebaceous Glands and Papillomatosis Penis," Archives of Dermatology 99 (1969): 31-37.

12. A. Ahmed and A. W. Jones, "Apocrine Cystadenoma: A Report of Two Cases Occurring on the Prepuce," British Journal of Dermatology 81 (1969): 899-901.

13. G. N. Weiss et al., "The Distribution and Density of Langerhans Cells in the Human Prepuce: Site of a Diminished Immune Response?" Israel Journal of Medical Sciences 29 (1993): 42-43.

14. P. J. Flower et al., "An Immunopathologic Study of the Bovine Prepuce," Veterinary Pathology 20 (1983):189-202.

15. Z. Halata and B. L. Munger, "The Neuroanatomical Basis for the Protopathic Sensibility of the Human Glans Penis," Brain Research 371 (1986): 205-230.

16. J. R. Taylor et al., "The Prepuce: Specialized Mucosa of the Penis and Its Loss to Circumcision," British Journal of Urology 77 (1996): 291-295.

17. H. C. Bazett et al., "Depth, Distribution and Probable Identification in the Prepuce of Sensory End-Organs Concerned in Sensations of Temperature and Touch; Thermometric Conductivity," Archives of Neurology and Psychiatry 27 (1932): 489-517.

18. D. Ohmori, "Über die Entwicklung der Innervation der Genitalapparate als Peripheren Aufnahmeapparat der Genitalen Reflexe," Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte 70 (1924): 347-410.

19. A. De Girolamo and A. Cecio, "Contributo alla Conoscenza dell'innervazione Sensitiva del Prepuzio Nell'uomo," Bollettino della Societá Italiana de Biologia Sperimentale 44 (1968): 1521-1522.

20. A. S. Dogiel, "Die Nervenendigungen in der Haut der äusseren Genitalorgane des Menschen," Archiv für Mikroskopische Anatomie 41 (1893): 585-612.

21. A. Bourlond and R. K. Winkelmann, "L'innervation du Prépuce chez le Nouveau-né," Archives Belges de Dermatologie et de Syphiligraphie 21 (1965): 139-153.

22. R. K. Winkelmann, "The Erogenous Zones: Their Nerve Supply and Its Significance," Proceedings of the Staff Meetings of the Mayo Clinic 34 (1959): 39-47.

23. R. K. Winkelmann, "The Cutaneous Innervation of Human Newborn Prepuce," Journal of Investigative Dermatology 26 (1956): 53-67.

24. R. Hausmann et al., "The Forensic Value of the Immunohistochemical Detection of Oestrogen Receptors in Vaginal Epithelium," International Journal of Legal Medicine 109 (1996): 10-30.

25. See Note 12.