Wie man den Beschneidungsschaden beim erwachsenen Mann bestimmt

„In Deutschland besteht ein hohes Maß an Unzufriedenheit nach Phimose-Operationen. Ich meine: aus gutem Grund. Denn häufig wird hierzulande zu früh, zu viel und zu "radikal" operiert.“

„Eine … schlecht durchgeführte totale Beschneidung kann erhebliche lebenslange Missempfindungen beim Patienten auslösen (z. B. Spannungen am Penisschaft, Überempfindlichkeit / Empfindungsverlust an der Eichel, Trockenheitsgefühl, Schmerzen beim Beischlaf, Amputationsgefühl u. a.) Zudem können … nach einer Totalbeschneidung nur schwerlich Korrektureingriffe vorgenommen werden.“


Dr. Martin Lang, Vorsitzender des Bayerischen Berufsverbands für Kinder und Jugendärzte e.V.

Viele beschnittene Männer sind sich nicht bewusst, dass sie durch ihre Beschneidung geschädigt wurden, weil sie nicht verstehen, wie der intakte (nicht-beschnittene) funktioniert und/oder weil sie nicht wissen wie sie ihren Beschneidungsschaden bestimmen können. Viele beschnittene Männer erkennen den Schaden nicht, der ihnen durch ihre Beschneidung zugefügt wurde, und nehmen an, Probleme oder Merkwürdigkeiten an ihrem Penis wären „normal“ oder „angeboren“.

Keine Hautbeweglichkeit Vernarbungen

Unten: Dieses Photo verdeutlicht den Mangel an Hautbeweglichkeit während der Erektion eines beschnittenen Penis. Man beachte auch die dunkle Beschneidungsnarbe, die sich an der Stelle befindet, wo die Vorhaut amputiert wurde. 

Diese Straffheit und die unnatürliche Trockenheit des Penisschaftes und der Eichel führt bei manchen Männern (und ihren Partnern) zu Schmerzen, Hautabrieb und Blutungen beim Geschlechtsverkehr. Risse in der Haut bilden eine effektive Möglichkeit sowohl zur Übertragung als auch zur Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten einschließlich HIV. 

Unten: Diese fünf Photographien zeigen wie sich die Schafhaut des intakten (nicht-beschnittenen) Penis während der sexuellen Aktivität bewegt. 

Der Spielraum der Hautbewegung, der von Punkt a markiert wird beträgt mehrere Zentimeter vor und zurück. 

Man beachte wie sich Punkt B bewegt und sich das Ende der Vorhaut weitet um für die Eichel Platz zu schaffen.

Die feuchte Schleimhautoberfläche der Vorhaut und der Eichel ist jener der weiblichen Schamlippen und der Vagina ähnlich. 
 

ANMERKUNG: Das Zurückziehen der Vorhaut ist bei Säuglingen und kleinen Kindern normalerweise weder möglich noch wünschenswert. 


Entdecken sie die Schwergrad ihrer Beschneidung der den Menge an Vorhaut, die sie haben, mithilfe des Coverage Index

Keratininisierung

beschnittener penis
intakter penis

Die Glans (Eichel) ist gewöhnlich ein inneres Organ, das durch das feuchte Schleimhautgewebe des Präputiums (Vorhaut) geschützt wird. Ohne die Vorhaut ist die Eichel ständig der äußeren Umwelt (Luft, Seife, Kleidung, Sonne) ausgesetzt. Infolge trocknet die Eichel aus und entwickelt mehrere zusätzliche Hautschichten (Keratinisierung).[1] Man vergleiche die trockene, rissige Erscheinung der Eichel eines beschnittenen Penis (oben rechts) mit der feuchten Schleimhaut der Eichelspitze eines intakten Penis (unten rechts). Die unnatürliche Trockenheit des beschnittenen Penis kann zu Hautabrieb und Blutungen während dem Sex führen, wohingegen die Feuchtigkeit des intakten Penis den Sex vergnüglicher macht, besonders während der Penetration. Bei Frauen mit beschnittenen Partnern, kann das Problem der „vaginalen Trockenheit“ beim Sex auch teilweise auf die unnatürliche Trockenheit des beschnitten Penis zurückzuführen sein. 

Die Beschneidung entfernt nicht nur die Nervenreiche Vorhaut sondern  rund 50% der Schafthaut des Penis und der  darauf befindlichen Nervenendigungen.[2] Die entblößte Eichel keratinisiert. was das Sexualempfinden noch weiter reduziert. Viele beschnittenen Männer in der Awakenings-Studie,[3] berichteten dass die Desensibilisierung sie dazu  zwang, das sanftere Vergnügenden des Vorspiels aufzugeben oder zu überspringen und sofort mit dem eigenen Geschlechtsverkehr zu beginnen, der ihnen eine stärkere Stimulation bot. Sie hetzen häufig durch den Geschlechtsverkehrs -und bedurften dabei häufig extrem heftige manchmal sogar schmerzhafte Stoßbewegungen, damit sie genügend stimuliert  wurden um Lustgefühle haben und auch einen Orgasmus erreichen zu können. Andere Männer berichten dass sie  häufig auf Verhaltensweisen zurückgreifen müssen, die ihnen stärkere Stimulation bietet als Vaginalsex (z.B. Oralsex, Analsex oder Masturbation) oder dass sie die verringerte Qualität des sexuellen Erlebnis durch Quantität zu kompensieren versuchen (zwanghaftes Sexualverhalten).

Letztlich ist die Keratinisierung selbst die Folge von Beschneidungen im Erwachsenenalter. Sie kann auch bei intakten Männern auftreten die kurze Vorhäute haben oder ihre Vorhaut ständig zurückgezogen tragen. Man stelle sich vor, wie anders das sexuelle Erlebnis der Frau wäre, wenn die Klitorisvorhaut (die weibliche Vorhaut) und die Labia (Schamlippen) entfernt würden. Die permanente Entblößung der Klitoris gegenüber den Auswirkungen der äußeren Umwelt, würde den Auswirkungen der männlichen Beschneidung nahekommen.


Anmerkung:

Nichtchirurgische Methoden zur Vorhautwiederherstellung (Unzirkumzision) haben Männern geholfen ihre Hautbeweglichkeit zurückzubekommen und die Folgen der Keratinisierung teilweise rückgängigzumachen. Hier finden sie ausführliche Informationen zur Vorhautwiederherstellung auf Deutsch.

 


Fehelndes Frenulum

Das Frenulum ist ein Gewebsnetz, das die Vorhaut mit der Unterseite der Eichel verbindet (ähnlich wie das Frenulum unter der Zunge oder an der Oberlippe). Das Frenulum des Penis weist eine enorme Nervendichte auf und wurde als männlicher „G-Punkt“ beschrieben – ein äußerst erogener Teil des Penis.[4] Die Beschneidung zerstört oft da Frenulum. Links: beschnittener Penis ohne Frenulum. Rechts: Intakter Penis mit zurückgezogener Vorhaut und intaktem frenulum

Hautbrücken

Ein Hautbrücke ist ein Gewebe, das den Eichelkranz der Eichel mit dem Penisschaft verbindet. Während der Erektion oder sexueller Aktivität können solche Hautbrücken an der Eichel ziehen und Schmerzen bereiten. Ein Mann kann eine oder mehrere Hautbrücken von unterschiedlicher Länge und weite haben. Einige lehnen sich eng an die Penisoberfläche, während andere solch einen Hautbogen bilden, dass man einen Bleistift hindurchstecken kann. Hautbrücken sind eine Komplikation der Beschneidung im Säuglings- und Kindesalter und treten nicht bei Erwachsenbeschneidung auf. Dies liegt daran, dass bei der Beschneidung eines Säuglings oder eines Kelinkindes die Vorhaut gewaltsam von der Eichel gentrennt werden muss. (Die natürliche Ablösung der Vorhaut von der Eichel tritt irgendwann zwischen dem Säuglingsalter und dem 18. Lebensjahr auf.) Wenn ein Junge beschnitten wird, bevor sich seine Vorhaut auf natürlichem Wege von seiner Eichel gelöst hat, führt das zu einer entblößten und wunden Eichel, deren Eichelkranz mit den wunden Hauträndern der Penis-Resthaut verwachsen kann. Dieses verwachsene Gewebe verursacht den Brückeneffekt. 

Pigmentierungsunterschiede

Die Pigmentierung der Empidermalgewebes des Penisschaftes unterscheidet sich meist von der des Schleimhautgewebes der Eichel und der inneren Vorhaut. Beim intakten Penis ist nur das Empidermalgewebe des Penisschaftes und der äußeren Vorhaut sichtbar. Die Pigmentierung dieses Gewebes ist gewöhnlich einheitlich. Nur wenn die Vorhaut zurückgezogen und Eichel freigelegt wird, wird irgendein Pigmentierungsunterschied wahrnehmbar. Beim beschnittenen Penis ist jedweder Unterschied bezüglich der Pigmentierung (zwischen dem Epidermalgewebe und der Schleimhautgewebe der Eichel und dem Rest der inneren Vorhaut) ständig und permanent sichtbar. Starke Hauttonkonstrase können bei einigen beschnittenen Männern eine Ursache von Schamgefühlen und einem verringerten Selbstwertgefühl sein. 

Kerben (Fehlende Stücke der Eichel)

Die Ablösung der Vorhaut von der Eichel findet auf natürliche Weise irgendwann zwischen dem Geburt und dem 18 Lebensjahr statt, weshalb es bei einer Erwachsenenbeschneidung nicht notwendig ist die Vorhaut gewaltsam von der Eichel zu reißen. Die Beschneidung von Kindern oder Säuglingen macht es notwendig dass diese Strukturen gewaltsam aufgetrennt werden, wobei Teile der Eichel, die besonders eng mit der Eichel verklebt sind, angerissen werden können.-Auch können einige Beschneidungsvorrichtungen, wie sie häufig in den USA eingesetzt werden die ganze oder einen Teil der Eichel abtrennen.

Andere Beschneidungsbedingte Schäden sind unter Anderen:

Meatusstenose: 

Beim intakten Penis ist der normale Meatus (Harnröhrenöffnung) ein langer Schlitz. Wenn dem Penis des Säuglings die schützenden Vorhaut entfernt wird, kann der Meatus durch Urin, Fäkalien und durch den Hautreibung an den Windeln, gereizt werden sich entzünden (ulzerieren). Die Ulzeration kann zur Stenose (Verengung) des Meatus (Harnröhrenöffnung) führen. Wenn die Stenose hochgradig ist und das Wasserlassen behindert, muss der Junge einer Meatotomie (einer chirurgischen Wideröffnung des Meatus) unterzogen werden. 

Verbiegung/krümmung des Penis: 

Die unregelmäßige Gewebsentfernung bei der Beschneidung kann dazu führen, dass die Haut auf der einen Seite straffer ist als auf der anderen. Eine Verbiegung oder einer Verkrümmung des Penis bei der Erektion sind die Folge. Krümmungen können auch kongenital (angeboren) sein oder die Folge der Peyronie-Krankheit sein.   

Hautfetzen:

Diese sind Abschnitte der Vorhaut die nach der Beschneidung zurückbleiben und dann frei herumhängen. 

Blutungen, Infektionen, Penisamputation, Geschlechtsumwandlung und Tod 

und andere selbsterklärenden Schadensformen. 

 

Für zusätzliche Photos von dramatischen, aber häufigen Beschneidungschäden siehe:

Komplikationen in Bildern

oder
  http://www.circumstitions.com/Botched1.html
http://www.circumstitions.com/Botched1.html


Referenzen

  1. Bigelow J. The Joy of Uncircumcising! Aptos: Hourglass Publishing 1995:22-3.
  2. Taylor JR, Lockwood AP, Taylor AJ. The prepuce: specialized mucosa of the penis and its loss to circumcisionBritish Journal of Urology 1996;77:291-5.
  3. Hammond T. Awakenings: A Preliminary Poll of Circumcised Men. San Francisco: NOHARMM 1994.
  4. Per Judith Seifer, R.N., President, American Assn. of Sex Educators, Counselors and Therapists. In Ask Men’s Health. Men’s Health Magazine October 1994;133.