Islam und die Beschneidung

Hintergrund

Die Beschneidung von muslimischen Jungen und Mädchen wird in vielen Teilen der arabischen Welt praktiziert. Jungen werden typischerweise zwischen dem dritten und neunten Lebensjahr beschnitten. Mädchen werden um das siebte oder achte Lebensjahr herum einer Beschneidung [bei Mädchen auch Exzision genannt] unterzogen. Diese Praktik, besonders die weibliche Beschneidung, wird von vielen Muslimen infrage gestellt.

Beschneidung und Koran

Die traditionelle Rechtfertigung der Beschneidung findet sich in einigen Aussagen Mohammeds. Die Beschneidung wird im Koran an keiner Stelle erwähnt, und eigentlich scheinen einige Verse die Beschneidung zu verbieten weil sie im Widerspruch zur Islamischen Glaubensmeinung steht, dass Gottes Schöpfungen perfekt sind. Laut dem Koran hat Gott "alles was Er erschuf, perfekt gemacht" (32:7), und Veränderung an der Natur sind Entstellungen, die vom Teufel inspiriert wurden (4:119). Imam Mahmud Shaltut erklärt, dass er keinen Grund für die männliche oder weibliche Beschneidung sieht, weder im Koran noch in der Sunnah Mohammeds. 

Was sagen muslimische Gelehrte über die Beschneidung?

Laut Sami A. Aldeeb Abu-Sahueh, einem Anwalt und Arzt Palästinensischer Herkunft, der ausgiebig über die Beschneidung und das Islamische Recht geschrieben hat, ist 

"Religion seit je her ein Mittel, um sowohl die männliche wie auch weibliche Beschneidung zu rechtfertigen. Es ist an der Zeit die Irrationalität hinter dieser Denkweise zu entlarven und den schädlichen Einfluss einiger religiöser Zirkel aufzudecken, die [die Beschneidung] befürworten, oder sich weigern sie zu verurteilen." 

Er merkt an, dass "sowohl [die männliche wie auch die weibliche Beschneidung] Verstümmelungen der gesunden Sexualorgane, nicht einwilligender Kinder sind. Es gibt keine andere Wahl, als die Einstellung internationaler und nicht-Regierungsorganisationen zu verurteilen, welche die eine Art der Beschneidung von der anderen strikt trennen, und so der männlichen Beschneidung dabei Legitimität verleihen."    

Dr. Aldeeb's Artikel,"Verstümmeln im Name Yahwes oder Allahs", ist eine tiefschürfende Abhandlung über die Islamischen religiösen und rechtlichen Argumente, die die Beschneidung betreffen. 

Sowohl Dr. Nawal El-Saadawi, eine ägyptische Frau und Ärztin, die als Kind beschnitten wurde, als auch Aziza Kamel, eine Muslimische Frauenrechtlerin, haben sich gegen die Jungenbeschneidung ausgesprochen. Dr. El-Saadawi hat zahlreiche Artikel für die ägyptische Presse verfasst, in denen sie die schützende Funktion der Vorhaut und die Nachteile der Beschneidung sowohl für Jungen als auch für Mädchen beschrieb. In einem Artikel der in der Rosal Youssef 1999 veröffentlicht wurde, erklärte sie, dass die Beschneidung vielleicht die Ursache für männliche Frustration und Gewalt sein kann.  

In ihrer Post-Master Fellowship-Forschungsarbeit  "Male Genital Mutilation (Circumcision): A Feminist Study of a Muted Gender Issue" befragte Dr. Seham Abd el Salam Mohammed, eine ägyptische Ärztin, ägyptische Eltern über ihre Erfahrungen mit der Beschneidung ihrer Söhne. Einige muslimische Eltern fühlten sehr starke negative Gefühle über die Beschneidung. Eine der befragten Mütter beschrieb die Beschneidung ihres Sohnes folgendermaßen: "Es war eine Tragödie, Ganz gleich was ich sage, ich kann es nicht beschreiben. Diese Schreie!!! Oh mein Gott!!! Ich werde nie wieder so etwas hören! Mit seinen Augen fragte mich mein Sohn, Was hast du mir angetan? Hast du denn kein Mitleid mit mir? Ich hasste mich dafür."    

Dr. Mohammed schreibt: "Weil die Beschneidung dem Individuum unnötigen Schmerz und Schaden zufügt, ist sie kein gesundheitlicher Eingriff. Sie ist eine Praktik von  symbolischer und politischer Natur. Ihre hygienischen Rechtfertigungen sind nichts als ein Mittel zum Zweck, eine soziale Körperpolitik durchzusetzen," Sie schreibt auch, dass Frauen eher bereit seien sich gegen die Beschneidung auszusprechen und "Die Initiative ergreifen sollten um Männer zu ermutigen, das Schweigen über Männliche Genitalverstümmelung zu brechen." 

Was sagen Ärzte über die Beschneidung? 

Die routinemäßige Beschneidung wird nicht als medizinisch notwendig angesehen. Keine der großen Ärzteorganisationen der Welt empfiehlt die routinemäßige Beschneidung. 

Für weitere Informationen über den Islam und die Beschneidung:

Sami Aldeeb
Swiss Institute of Comparative Law
Dorigny, 1015 Lausanne, Schweitz
021/6924912
www.sami-aldeeb.com

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