Diese Seite bietet Informationen über die Beziehung zwischen Beschneidung und sexuell übertragbaren Krankheiten. Die Beiträge sind in chronologischer Reihenfolge nach Erscheinungsdatum aufgelistet.
Maßnahmen zum Schutz vor Geschlechtskrankheiten und AIDS sind für die Beschneidung von Neugeborenen und Kindern allerdings gar nicht relevant, da Kinder bekanntlich sexuell nicht aktiv sind. Belässt man sie also intakt, können sie diese Frage für sich selbst eines Tages abwägen, wenn sie alt genug sind, ihre persönliche Einwilligung zu erteilen.
(Siehe auch: Beschneidung und HIV )
Anfang des 20. Jahrhunderts vertraten zunehmend mehr Ärzte, dass die Beschneidung eine Möglichkeit sei, sexuell übertragbare Krankheiten bei Männern zu verhindern. [engl. Sexually Transmitted Diseases =STD]. Diese Meinung beruhte auf immer weiter ihre Kreise ziehenden Gerüchten bezüglich sexueller Hygiene und eines angeblich „mängelbehafteten“ männlichen Körpers. Es gab keinerlei wissenschaftliche Studien oder dokumentarische Belege die diese Meinung untermauert hätten, nichtsdestotrotz wurden unzählige Männer von den Militärärzten der USA und anderer Nationen während des 1. und 2. Weltkrieges beschnitten, in der Absicht, das Auftreten von Geschlechtskrankheiten zu reduzieren.
In einer selbst publizierten Propagandaschrift „Circumcision: A Parent's Decision for Life“ stellte der verstorbene Beschneidungsbefürworter Aaron J. Fink die Behauptung auf, dass die ausgetrocknete, verhornte Eichel und Schleimhaut „härter“ und deshalb für Infektionen weniger anfällig sei als die feucht und empfindsam gehaltene Eichel der intakten Männer. Diese Darstellung wurde sogar im „The New England Journal of Medicine“ abgedruckt, wiederum ohne Nachweise, welche Finks Theorie stützen sollten.(5, 10, 13)
Es wurde beschrieben, dass beschnittene Männer eher zu riskantem Sexualverhalten neigen. Hooykaas und Kollegen gaben an, dass beschnittene Männer in den Niederlanden ein riskanteres Sexualverhalten zeigten und überdies deutlich höhere Raten an Geschlechtskrankheiten aufwiesen.(3) Laumann und Kollegen belegten, dass beschnittene Männer in den USA ebenfalls ein riskanteres Sexualverhalten an den Tag legten und ebenso höhere Raten an Geschlechtskrankheiten hatten.(9) Michael et al. beschrieb ein promiskuitiveres Sexualverhalten, selteneren Kondomgebrauch und mehr Geschlechtskrankheiten unter der überwiegend beschnittenen Bevölkerung der USA, verglichen mit den überwiegend nichtbeschnittenen Männern des Vereinten Königreichs [= Großbritannien und Nordirland ].(12)
Fleiss und andere haben die vielen natürlichen immunologischen Schutzmechanismen der Vorhaut gegen Infektionskrankheiten beschrieben.(10) Diese Mechanismen liefern eine mögliche Erklärung dafür, warum chirurgisch veränderte, beschnittene Männer sogar mit größerer Häufigkeit an so vielen verschiedenen Geschlechtskrankheiten leiden. Ausgetrocknete Schleimhäute sind demnach anfälliger für Infektionen als natürliche, feuchte Schleimhäute (was der Grund dafür ist, warum die Leute im Winter eher anfällig für Erkältungen sind).
Die Vorhaut hält die Eichel auf natürliche Weise feucht und erhält sie so optimal gesund um Infektionen abzuwehren. Die subpräputiale Feuchtigkeit erhält auch Lysozym, ein Enzym, das die Zellwände von Bakterien attackiert und zerstört.(1, 10)
Laumann und andere untersuchten die Daten der National Health and Social Life Survey.9 Sie fanden darin keinerlei Beleg für eine prophylaktische Wirkung der Beschneidung. Tatsächlich gab es eine leichte Tendenz in die umgekehrte Richtung.(9) Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Fehlen der Vorhaut und bakteriellen Geschlechtskrankheiten unter Männern, die viele Sexualpartner in ihrem Leben hatten. Es wurde eine Rate von 25.4/1000 für Chlamydien bei beschnittenen Männern vorgefunden verglichen mit einer Rate von 0 bei intakten Männern; Herpes betrug 14.9/ 1000 bei beschnittenen Männern verglichen mit 8.1/1000 bei intakten Männern.(9)
Tanne berichtete von der Epidemie von Geschlechtskrankheiten in den USA, einschließlich Herpes, Humaner-Papillomavirus-Infektionen, Hepatitis B und HIV-Infektionen in den USA.(11) Die Häufigkeit an Geschlechtskrankheiten in den USA gehört zu den höchsten in der industrialisierten Welt. Das sollte wenig überraschen, in Anbetracht der extremen Häufigkeit der Beschneidung in den USA: Laumann et al. zufolge zeigen die Daten der National Health and Social Life Survey, dass im Jahr 1992 von den 1511 untersuchten Männern (im Alter zwischen 18 und 59 Jahren) 77% der in den USA geborenen Männer beschnitten waren.(9) Dieser hohe Prozentanteil an chirurgisch veränderten Genitalien ist der Spitzenwert unter den Industrienationen.(8)
Während die gesamte bisherige medizinische Literatur keine klaren Hinweise weder in die eine, noch in die andere Richtung gibt, ob eine Vorhautamputation Geschlechtskrankheiten verhindert oder begünstigt, zeigen die jüngeren Studien, dass der natürliche, intakte Penis sehr wohl einen gewissen Schutz gegen verschiedene Geschlechtskrankheiten bietet.(2-7, 12, 13)
Storms erklärt:
Männer haben das gleiche Risiko Humanpapillomavirus-Läsionen zu erleiden und an Herpesvirus-Infektionen zu erkranken, unabhängig von ihrem Beschneidungs- bzw. Vollständigkeitsstatus. Mindestens vier Studien haben dagegen gezeigt, dass Humane Immundefizienzvirus-Infektionen häufiger bei beschnittenen Männern auftreten.(8)
Aktuelle Studien haben gezeigt, dass beschnittene Männer ein größeres Risiko haben an Urethritis,(2) Gonorrhöe,(8) Syphilis,(9) Genitalwarzen(4,8) und Chlamydien zu erkranken.(9) Cook entdeckte, dass, wenn Genitalwarzen bei intakten Männern auftreten, diese eher an der Spitze des Penis auftreten,(4) -der Region, wo der Schutz durch die Vorhaut am geringsten ist.
Van Howes Untersuchung der medizinischen Literatur ist empfehlenswert. Van Howe kommt zu dem Schluss, dass…
…der einzige konstante Trend sei, dass unbeschnittene Männer womöglich anfälliger für genitale Geschwüre seien, während beschnittene Männer anfälliger für Harnröhrenentzündungen sind. Gegenwärtig sind Harnröhrenentzündungen in den entwickelten Ländern häufiger als genitale Geschwüre. Zusammengefasst unterstützt die medizinische Literatur die Theorie nicht, dass Beschneidung Geschlechtskrankheiten vorbeuge.(13)
Die Dunedin-Studie ist eine Studie an einer Gruppe 1972 geborener Kinder aus Neuseeland. Die Kinder dieser Gruppe, die mittlerweile erwachsen sind, wurden seit ihrer Geburt untersucht. Unter den Jungen der Gruppe waren sowohl intakte, als auch beschnittene Jungen. 201 oder 40 Prozent wurden beschnitten. Dickson und andere fanden keinen Zusammenhang zwischen Beschneidung und HPV-Infektion in dieser Gruppe (15) In einer zweiten Studie an dieser Gruppe im Alter von 32 Jahren fanden Dickson und andere mehr Geschlechtskrankheiten bei den beschnitten Männern vor, die Differenz war aber nicht statistisch bedeutend.(17) Es gab 24.4 STD-Infektionen pro 1000 Personenjahren bei der beschnittenen Gruppe und 23.4 Infektionen mit Geschlechtskrankheiten pro 1000 Personenjahren bei der intakten Gruppe.(16)
Querschnittstudien wurden sowohl in den USA,(9) dem Vereinigten Königreich,(14) sowie Australien(16) durchgeführt, um die Auswirkungen der Beschneidung auf Geschlechtskrankheiten zu bestimmen. Alle Studien stellten keinen signifikanten Effekt der Beschneidung auf die Häufigkeit von Geschlechtskrankheiten fest. Laumann et al. belegen vielmehr, dass beschnittene Männer eine geringfügig größere Wahrscheinlichkeit haben, sowohl an einer bakteriellen, wie auch an einer viralen Geschlechtskrankheit in ihrem Leben zu erkranken.(9) Die „British National Survey of Sexual Attitudes and Lifestyles“ [Britische landesweite Studie der sexuellen Einstellungen und Lebensstile] zeigte, dass beschnittene Männer geringfügig öfter Geschlechtskrankheiten haben, aber die Differenz wurde nicht für statisch signifikant befunden.(14)
Alle Beweismaterialien widerlegen etwaige Ansichten, eine nicht-therapeutische Zirkumzision beuge Infektionen mit Geschlechtskrankheiten vor. Unterm Strich ist keine Beschneidung vorzuziehen, schon allein weil Komplikationen und andere nachteilige und unerwünschte Auswirkungen damit ausgeschlossen sind.