Befürworter
"Sicherlich, Die Beschneidung ist schmerzhaft" (S. 1244) [1]. Zirkumzision ohne Schmerzmedizin ist "barbarisch" (S. 1245) [1].
Kritiker
Gemäß einer großangelegten Studie, ist die Reaktion des Neugeborenen auf Schmerzen "ähnlich, aber stärker als die Reaktion, die bei erwachsenen Subjekten beobachtet wird" (S. 1326)[2]. Beschneidung (beim Neugeborenen) ist überwältigend schmerzhaft und traumatisch [3, 4]. [Werden ältere Kinder unter Vollnarkose beschnitten, leidet das Kind in der Zeit nach der der Operation an starken Schmerzen.] Einige Kinder schreien nicht, weil sie infolge des überwältigenden Operationsschmerz in einen traumatischen Schockzustand fallen [5]. Kein Anästhetikum hat sich als sicher oder effektiv erwiesen um den Schmerz des Neugeborenen bei der Zirkumzision lindern [3]. Im Alter von 6 Monaten wurden Veränderungen in der Schmerzreaktion infolge der Neugeborenenbeschneidung nachgewiesen, was auf bleibende neurologische Schäden und posttraumatische Belastungsstörungen hindeutet [4].
Befürworter
Das operative Risiko der Beschneidung ist gering, weniger als 1% [6]. Die häufigsten Komplikationen sind Blutungen und Infektionen.
Kritiker
Die wahre Häufigkeit von Komplikationen ist unbekannt [7]. Die angegebenen Raten der chirurgischen Komplikation reichen von 0.2 bis 38% [6, 8]. (Die höhere Rate beinhaltet Komplikationen, die im ersten Lebensjahr des Säuglings festgestellt wurden.) Realistische Kurzzeitkomplikationsraten liegen zwischen 2-10% [9]. Es gibt mehr als 20 bekannte Kurzzeitkomplikationen, unter anderen Blutungen, Infektionen, chirurgische Unfälle, und-in seltenen Fällen- Tod [8]. Das schließt Komplikationen, die im späteren Leben auftreten können, jedoch nicht mit ein, Probleme die durch die Beschneidung verursacht werden der Beschneidung aber nicht zugeschrieben werden, oder unbemerkte Schäden genauso wenig. [Generelle Nachteile, die Folge ausnahmslos jeder Beschneidung sind, selbst wenn diese lege artis durchgeführt wurde, wie etwa der Empfindlichkeitsverlust des Penis und die Negativfolgen für das sexuellen Empfinden, sind in der Komplikationsrate ebenso wenig mitinbegriffen]
Befürworter
Dieser Aspekt der Beschneidung wird von Befürwortern nicht angesprochen.
Kritiker
Mehrere Studien haben belegt, dass die Kurzzeit-Effekte der Beschneidung folgendes beinhalten: veränderte Schlafrhythmen, Aktivitätsgrad, Mutter-und-Kind-Interaktion, größere Irritation (Reizbarkeit), so wie Störungen beim Füttern und eine gestörte Mutter-Kind-Bindung [2].
Befürworter
Laut einer Meta-Analyse reduziert die Beschneidung das Risiko für Harntrakt-Infektionen um den Faktor 12, und das absolute Risiko der Genitalien, des intakten unbeschnittenen Jungen wäre ungefähr 1 aus 100 [10].
Kritiker
Die Methodologie der Studien, die behaupten, Beschneidung senke das Risiko an HTIs zu erkranken, sind nicht aussagekräftig [11]. Sie berücksichtigten keine Störvariablen, wie etwa das Stillen [12], die Methode der Urinsammlung [13], die Definition von Harntraktinfekten [14] und Rooming-In (die Unterbringung von Mutter und Neugeborenes in einem Raum) [15]. Bei einer Rate von 1% müssten 100 Jungen beschnitten werden, um eine Harntraktinfektion zu verhindern, die sich durch Stillen und Rooming in verhindern ließe. Eine Japanische Studie an 603 Jungen, die nicht beschnitten wurden, fand nicht einen einzigen Fall von Harntrakt-Infektionen [16] (weder zum Zeitpunkt der Durchführung der Studie, noch in der gesamten Lebenszeit zuvor). Diese Studienbefunde deuten auf weitere methodologische Fehler bei den Studien hin, die behaupten, dass es einen Zusammenhang zwischen Harntraktinfektion und Beschneidung gäbe. Harntraktinfektionen lassen sich einfach mit Antibiotika behandeln [17].
Befürworter
Berichte von mehreren Fallserien, bemerkten einen starken Zusammenhang zwischen dem Fehlen der Beschneidung und Peniskrebs[18]. Befürworter glauben, dass der invasive Peniskrebs in der USA durch die Routine Neugeborenen-Beschneidung praktisch eliminiert werden könne (S. 621) [19].
Kritiker
Es gibt keine Amerikanischen Studien über die Häufigkeit von Peniskrebs und seine Beziehung mit der Beschneidung. Peniskrebs ist selten, und diegeschätzte Peniskrebsrate beträgt ungefähr 1 pro 100000 [20]. Inanderen entwickelten Ländern, wo die Beschneidung selten ist, wie Dänemark und Norwegen, ist die Häufigkeit des Peniskrebs niedriger als die geschätzte Amerikanische Rate [21, 22]. [Auch in Deutschland Österreich und der Schweiz ist die Peniskrebsrate geringer als in den USA]. Peniskrebs tritt generell nur bei älteren Männern auf [20]. Deshalb kann ein Mann die Entscheidung sich beschneiden zu lassen selber treffen, wenn er älter ist, ohne den angeblichen Vorteil zu verlieren.
Befürworter
Nach einer Meta-Analyse publizierter Studien, haben genital intakte Männer schätzungsweise ein 3 fach höheres Risiko für HIV- Infektion und ein erhöhtes Risiko für genitalen Ulcera [23]. (Viele HIV Studien wurden in Afrika durchgeführt.) Ein Journalartikel schlussfolgerte, dass genital intakte Männer ein 2 bis 8 mal größeres Risiko hätten sich mit HIV zu infizieren [24]. Beschneidung senke das Risiko für Genitale Ulcera Erkrankungen einschließlich Syphilis und Ulcus Molle (weicher Schanker) [23].
Kritiker
Die Studien widersprechen sich für jede sexuell übertragbare Krankheit [25]. Die Beziehung zwischen sexuell übertragbaren Krankheiten und der Beschneidung werden durch das Verhalten, die Hygienepraktiken, die Kultur und die Religion beeinflusst und es ist unmöglich alle Störvariablen, die das sexuelle Verhalten und die Beschneidung beeinflussen zu kontrollieren. Die Beschneidung erhöht das Risiko an Gonorrhoe (Tripper) und Chlamydia zu erkranken, und basierend auf den bis dato publizierten Studien ist die Empfehlung der Routine-Beschneidung als prophylaktische Maßnahme um HIV-Infektionen in Afrika oder anderswo vorzubeugen, wissenschaftlich unbegründet. (S. 16) [26]. In einer Studie über die HIV-Übertragungsraten von infizierten Männern zu nicht-infizierten Frauen, und von infizierten Frauen zu nicht infizierten Männern in Uganda, fanden die Autoren der Studie, dass der Beschneidungsstatus kein signifikanter Faktor für das Übertragungsrisiko darstellt [27]. Sexuell übertragbare Krankheiten können solange nicht übertragen werden, bis ein Individuum sexuell aktiv wird. Deshalb kann ein Junge selbst die Entscheidung treffen beschnitten zu werden, wenn er älter ist, ohne den angeblichen Vorteil zu verlieren.
Befürworter
In einer nationalen Umfrage (Achtung: eine Umfrage ist keine klinische Studie) in den USA, berichteten beschnittene Männer von geringerer sexueller Dysfunktion, als genitale intakte Männer [28].* Frauen bevorzugten beschnittene Penisse [29]. Psychologische Folgen sind nicht bekannt!!
Kritiker
Der Unterschied zwischen den angegeben sexuellen Dysfunktion oben ist statistisch unbedeutend [30]. Die Williamson Studie bestand aus jungen, zu 98% weißen Müttern. [Die Umfrage stammt auch aus dem Jahr 1988, seitdem ist die Beschneidungsrate in den USA drastisch gefallen; von circa 70% 1988 auf 56% 2006 und innerhalb 3 Jahren auf 32% 2009, wie die Cosmopolitan berichtet] Sie lebten in dem Gebiet der USA mit der höchsten Beschneidungsrate [Mittlerer Westen], und 78% hatten noch keinerlei persönlich Erfahrungen mit einem genital intakten Mann.
Laut einer neueren Studie bevorzugen Frauen mit längeren dualen Erfahrungen in der überwiegenden Mehrheit anatomisch vollständige Männer gegenüber beschnittenen Männern [31]. Ohne die Vorhaut die eine bewegliche Hauthülle Haut bietet, führt der Geschlechtsverkehr mit einem beschnittenen Penis zu verminderten Vaginalsekreten, größerem vaginalen Unbehagen, härteren und tieferen Stoßbewegungen, einer verringerten Chance für die Frau einen Orgasmus zu erreichen, selteneren multiplen Orgasmen, und einem als zu kurz empfundenen Koitus
Beschneidung bedeutet einen signifikanten Verlust [32]. Die Vorhaut ist ein integraler, normaler Teil des Penis. Sie schützt die Eichel und besteht aus einzigartigen Gewebszonen mit verschieden Arten von spezialisierten Nerven, die für das Optimum an sexueller Empfindlichkeit wichtig sind. Forscher fanden heraus, dass die Beschneidung die Hälfte des erogenen Gewebes des Penisschaftes entfernt. Die Vorhaut beim durchschnittlichen männlichen Mann ist ein 100 cm2 großes hocherogenes Gewebe [33]. Männer, die als Erwachsene beschnitten wurden, berichteten über seinen signifikanten Verlust an sexueller Empfindlichkeit [34].
Die Beschreibung der komplexen Nervenstruktur erklärt auch, warum Anästhetika (Narkosemittel) nur unausreichende Schmerzlinderung bieten [35]. [Selbst wenn die Beschneidung unter Vollnarkose durchgeführt wird, leidet der Junge die gesamte Abheilungszeit hindurch unter Schmerzen aufgrund der Beschneidungswunde, manchmal treten auch lebenslang Schmerzen bei der Erektion oder durch Reibung an der Kleidung auf]Das Wegschneiden der Vorhaut entfernt dem Penis den Hauptteil seiner Berührungsrezeptoren was und führt darüber hinaus zur Austrocknung, Verdickung und Desensibilisierung der äußeren Hautschicht der Eichel. Aufgrund der komplexen Anatomie und Funktion der Vorhaut ist es notwendig, dass die Beschneidung vermieden oder verschoben werden muss, bis die betroffene Person selbst als Erwachsener eine informierte Entscheidung treffen kann.
In einer nationalen Umfrage (in den USA) berichteten beschnittene Männer dass sie mit größerer Häufigkeit Masturbation, heterosexuellen Oralsex, und Analsex betreiben als genital intakte Männer [28]. Das Ergebnis deutet an, dass beschnittene Männer nach alternativen Formen der Stimulation suchen, um ihre reduzierte Empfindlichkeit zu kompensieren.
Eine Studie an beschnittenen Männer beschrieb nachteilige Auswirkungen auf die männliche Gesundheit und das männliche Wohlbefinden [36]. Die Befunde zeigten weit reichende körperliche, sexuelle und psychologische Konsequenzen. Einige Teilnehmer berichteten über auffällige Vernarbungen oder übermäßigen Hautverlusst, sexuelle Beinträchtigungen infolge eines progressiven (stetig- und unaufhörlich fortschreitenden) Gefühlsverlust und über sexuelle Dysfunktion. Psychisches Leid war die Folge des Erkenntnis, dass ihnen ein funktioneller Teil ihres Penis fehlte. Verringertes Selbstwertgefühl, Verbitterung, Meidung von Intimitäten und klinische Depression wurden auch dokumentiert. Die Zufriedenheit der Männer mit ihrer Beschneidung ist von ihrem Wissen über die Beschneidung abhängig: Je mehr sie wussten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie unglücklich damit waren, beschnitten zu sein. Sie wünschten, man hätte ihnen eine Wahl gelassen.
Beschneidung ist traumatisch und die psychologischen Langzeitfolgen der Beschneidung entsprechen den Langzeitfolgen eines schweren psychischen Traumas [37]. Indem er vier Fallbeispiele beschrieb, die für seine Klienten typisch waren, legte ein praktizierender Psychiater klinische Befunde bezüglich der schwerwiegenden und manchmal behindernden somatischen, emotionalen und psychologischen Langzeit-Folgen der Säuglingsbeschneidung vor, die bis ins Erwachsenenalter fortbestehen [38]. Diese Konsequenzen glichen komplexen, posttraumatischen Belastungsstörungen [einer der schwerwiegensten psychischen Krankheitsbilder überhaupt] und manifestierten sich im Verlaufe einer Psychotherapie, die auf die Lösung von perinatalen und entwicklungsbedingten Trauma fokussiert war. Symptome des Beschneidungstraumas beim Erwachsenen sind unter anderen Schüchternheit, Zorn, Angst, Machtlosigkeit, mangelndes Vetrauen in andere, geringe Selbstachtung, Beziehungsschwierigkeiten und sexuelles Schamgefühl.
* [Der Wikipedia-Artikel "Zirkumzision" macht die selbe Behauptung, die sich auf die gleiche Studie stützt.]
Befürworter
Ethische Fragen werden von Befürwortern nicht angesprochen.
Kritiker
Wenn eine Beschneidung durchgeführt wird, wird keine Krankheit, Verletzung oder andere gesundheitlichen Problem behandelt [Das ist bei rituellen oder routinemäßigen Beschneidung grundsätzlich, bei medizinisch-indizierten Beschneidung beinahe immer der Fall; die wenigen Fällen, bei denen tatsächlich ein medizinischer Behandlungsbedarf besteht, können in den meisten Fällen konservativ behandelt werden. Eine beschwerdefreie nicht zurückziehbare Vorhaut dagegen ist keine Krankheit sondern ein natürlicher, schützender entwicklungsbedingter Zustand.] Es gibt kein bestimmtes Alter, ab dem ein Junge seine Vorhaut zurückziehen können muss. Da keine Dringlichkeit besteht, muss sie verschoben werden, bis das Kind alt genug ist seine eigene Entscheidung zu treffen [39].
Die Beschneidung verletzt das oberste Grundprinzip der Medizin: Schade niemanden. Darüber hinaus verletzt es alle sieben Prinzipien der medizinischen Ethik [40]. Einige Ärzte und Schwestern weigern sich aufgrund ethischer Bedenken Beschneidungen durchzuführen oder dabei zu assistieren [41, 42]. Sie haben sich organisiert und Doctors Opposing Circumcision (DOC) und Nurses for the Rights of the Child gebildet [43, 44].
Der Bericht des Bioethikkomitees des Amerikanischen Kinderärzteverbands erklärt: Pädiatrische Gesundheitsdienstleistende... haben die legale und ethische Pflicht gegenüber ihren kindlichen Patienten, kompetente medizinische Versorgung zu leisten auf Grundlage dessen, was der Patient bedarf, und nicht, was jemand anderes wünscht.... Die Verantwortung des Kinderarztes für ihren oder seinen Patienten existiert unabhängig von den Wünschen der Eltern oder der Stellvertretereinwilligung; (S. 315) [45]. Siehe auch Antwort auf die Grundsatzerklärung zur Beschneidung der American Academy of Pediatrics [externer Link auf www.circumcision.org]